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Berlin: Kein Platz, viele Unfälle – wird dieses Verkehrschaos endlich entschärft?

Die Warschauer Straße ist einer der wuseligsten Orte in Berlin. Fußgänger und Radfahrer haben hier kaum Platz – das ist gefährlich.

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u00a9 imago images/Ju00fcrgen Ritter

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Wer schon einmal am südlichen Ende der Warschauer Straße in Friedrichshain als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs gewesen ist, dürfte danach überlegt haben, ob es nicht Alternativen zu diesem Straßenabschnitt gibt. Denn hier herrscht besonders abends und am Wochenende das pure Chaos.

Radfahrer haben beidseitig nur einen dünnen Streifen, auf dem sie fahren dürfen. Zumindest in die Nordrichtung ist auch der Fußweg kaum breiter. Und das an einer Stelle, an der auch zahlreiche wenig ortskundige Berlin-Touristen verkehren. Fahrrad- und Fußgänger-Verbände fordern die Politik zum Handeln auf. Und die stellt Änderungen in Aussicht.

Berlin: Zu wenig Platz für Fußgänger und Radfahrer

Schon lange ist die Aufteilung des Verkehrs am südlichen Ende der Warschauer Straße zwischen S-Bahnhof und Oberbaumbrücke dem Fußgänger-Verband Fuss e.V. ein Dorn im Auge. „Das ist eins der gefährlichsten und für Fußgänger unangenehmsten Straßenstücke Berlins“, erklärte Sprecher Roland Stimpel gegenüber BERLIN LIVE. „Die Geh- und Radwege sind schmal; der Fuß- und Radverkehr ist dicht“, beklagt er das Problem. Zudem beklagt er einen fehlenden Fußgängerübergang am südlichen Ende der Tram-Haltestelle.

Er fordert eine ganze Reihe an Änderungen. Geht es nach ihm, sollten Autos nur noch 30 anstatt 50 km/h fahren dürfen, die Gehwege sollten beidseitig wegen des starken Fußverkehrs mindestens 3,5 Meter breit sein. An Engstellen dürfe es aber Ausnahmen geben. Platz dafür müsse zwangsläufig vom Autoverkehr kommen, der in beiden Richtungen zweispurig ist – und von Parkplätzen auf der Westseite, die verschwinden könnten.

Zu viel Platz für Autofahrer

Auch ADFC-Sprecher Karl Grünberg ist der Überzeugung, dass „der vorhandene Platz überproportional hoch für den Kfz-Verkehr vorgesehen“ sei. Es gebe kaum eine Stelle in Berlin, in der diese Diskrepanz so deutlich sichtbar werde. Und diese Situation führe eben immer wieder zu gefährlichen Vorfällen. Allein im Jahr 2023 waren es laut der Verkehrssicherheitslage ganze 16 Unfälle mit Fahrradbeteiligung auf diesem Straßenabschnitt. Zu acht davon kam es, weil Fußgänger auf den Radweg ausscherten, zwei weil Radfahrer auf dem Fußweg fuhren.

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Das südliche Ende der Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain. Credit: imago images/Jürgen Ritter

Grünberg erklärt gegenüber BERLIN LIVE, dass dieser Straßenabschnitt dringend entschärft werden müsste. Es brauche einen geschützten Radweg, der sowohl vom Fußverkehr, als auch vom Autoverkehr getrennt werden müsse. Auch er sieht kaum eine andere Lösung, als den Autoverkehr beidseitig auf eine Spur zu beschränken. Auf der Oberbaumbrücke funktioniere das bereits gut.

Und was sagt die Senatsverwaltung für Verkehr und Mobilität? Die ist sich der schwierigen Situation bewusst. Aktuell würden im Bereich der Bushaltestelle am U-Bahnhof Warschauer Straße Anpassungen geplant, die Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr entschärfen sollen. Auch für die Kreuzung an der Oberbaumbrücke sollen Pläne zur Verbesserung der Sicherheit erarbeitet werden.

Warschauer Straße nach Tram-Verlängerung sicherer

Auf die Vorschläge, den Raum für die Autos zu verkleinern, ging die Verkehrsverwaltung in ihrer Antwort nicht ein. Zumindest kurzfristig dürfte hier also nichts passieren. Langfristig sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus. Denn weiterhin steht die Verlängerung der Tram-Linie M10 von der Warschauer Straße zum Hermannplatz in Neukölln an. Und in diesem Zuge prüfe der Senat Lösungen für alle Verkehrsträger. Geplant werde dabei „von Hauskante zu Hauskante“. Heißt: Im Zuge der Tram-Verlängerung steht hier alles auf dem Prüfstand.

Und zumindest laut dem aktuellen Entwurf, der seit Anfang Juni öffentlich einsehbar ist, scheinen die Vorschläge der Fußgänger- und Radfahrer-Verbände durchaus berücksichtigt zu sein. Beidseitig soll es 2,5 Meter breite Radwege geben, sowie einen Sicherheitsstreifen zum motorisierten Verkehr. Auf der östlichen Seite, die an den U-Bahnhof grenzt, soll der Autoverkehr nur noch eine Spur bekommen. Die West-Seite bekommt neben der einen Fahrspur noch einen Multifunktionsstreifen für Lieferzonen, Radabstellanlagen, Grünflächen und Aufenthaltsmöglichkeiten.


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Die Fußgänger bekommen auf der östlichen Seite laut den ersten Plänen 3,75 Meter Fußweg und auf der Westseite sogar noch mehr Platz. Diese Änderungen sind aber noch Zukunftsmusik. Die neue Strecke soll erst im Jahr 2031 in Betrieb genommen werden. Wann dann die Warschauer Straße umgestaltet sein könnte, ist noch nicht abzusehen.