Wie kann der Nahverkehr in Berlin für alle Fahrgäste sicherer und angenehmer werden? Ob Drogenprobleme, Vandalismus oder tätliche Angriffe – für diese vielfältigen Themen scheint es keine einheitliche Lösung zu geben. Oder etwa doch?
Die Gewerkschaft der Polizei brachte kürzlich Drehkreuze als Sperren in U-Bahnhöfen ins Gespräch, wie sie etwa in Paris oder New York in Gebrauch sind. Dadurch würde das Schienennetz zum geschlossenen System. Doch ist das in Berlin überhaupt praktikabel? BERLIN LIVE hat nachgefragt.
Experte nimmt BVG-Netz unter die Lupe
Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB hat dazu eine klare Meinung. Ganz abgesehen von den Kosten für so ein Projekt, die in den Schätzungen zwischen 300 und 600 Millionen Euro liegen, seien solche Sperren bei der BVG kaum umsetzbar: „Es gibt dafür keinen Platz, das würde alles sprengen.“
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Dafür sei auch die Historie der Berliner U-Bahn verantwortlich. Denn die älteren Linien U1 bis U4 böten als Kleinprofile mit schmalerer Spur und kleineren Bahnhöfen viel weniger Raum. Hinzu käme der immense Personalaufwand – jede Sperre müsste besetzt sein, um etwa Menschen mit Kinderwagen zu helfen oder bei Problemen vor Ort zu sein.
Hier wäre das Geld viel besser aufgehoben
Die geschätzte halbe Milliarde, die der Einbau von Drehkreuzen verschlingen würde, sähe Wieseke lieber an anderer Stelle investiert: Für eine Renovierung sogenannter Schwerpunktbahnhöfe etwa. „Der Bahnhof Schönleinstraße hat zum Beispiel bis heute keinen Aufzug“, zeigte er im Gespräch mit BERLIN LIVE Ansatzpunkte auf.
Auch solle lieber in Personal als in Eisenkreuze investiert werden. So könne man gewährleisten, an den Schwerpunkten dauerhaft mit Sicherheitsleuten präsent zu sein, statt nur hin und wieder eine Streife vorbeizuschicken. Diese Form der sozialen Kontrolle sei allemal besser und schneller umgesetzt als etwaige Pläne mit Sperren.