Anfang Juli waren die Freibäder in Berlin nicht nur in der Hauptstadt in aller Munde. Nachdem es mehrere Schlägereien unter Jugendlichen Gegeben hatte und ein Brandbrief von Mitarbeitenden die Runde machte, wurden zahlreiche Maßnahmen gefordert, um die Bäder sicherer zu machen.
Ein Vorfall am Sommerbad Pankow, das auch im Fokus der Diskussion stand, ging dabei aber offenbar unter. Doch nun erklärte die Berliner Innenverwaltung: In dieser Zeit haben Neonazis vor dem Freibad gewartet und Besucher abgepasst, die sie für nicht deutsch hielten.
Freibad Berlin: Neonazis lauerten in Pankow
Herausgekommen ist der Vorfall nun aufgrund einer Anfrage der drei Linken-Abgeordneten Niklas Schrader, Klaus Lederer und Ferat Kocak. In der Antwort bestätigte Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini, dass es am 1. Juli eine nicht angemeldete Versammlung am Sommerbad Pankow gegeben habe. Dabei sei ein Transparent mit der Aufschrift „Prügelt euch am Mittelmeer / III. Nationalrevolutionäre Jugend“ gezeigt worden. Eine Anspielung auf zahlreiche Geflüchtete, die Tag für Tag im Mittelmeer ertrinken.
Die „Nationalrevolutionäre Jugend“ ist die Jugendorganisation der Neonazi-Partei „Der III. Weg“. Zuletzt machte diese mit Störaktionen am CSD in Berlin auf sich aufmerksam. Zudem verkündete sie auf ihrer Website, dass sie derzeit einen erhöhten Zulauf in Berlin und Brandenburg verzeichne. Ob die Personen am 1. Juli vor dem Sommerbad Pankow wirklich zu der „Nationalrevolutionären Jugend“ gehörten, konnte laut Innenverwaltung nicht festgestellt werden.
Neonazis sprachen Bad-Besucher gezielt an
Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, soll die Neonazi-Gruppe gezielt Bad-Besucher angesprochen haben, die sie für Migranten hielten. Ihnen soll gesagt worden sein, es handele sich um ein „deutsches Bad“. Die Gruppe soll versucht haben, Menschen zu fotografieren und sie einzuschüchtern. Unter anderem mit einem Baseballschläger.
Das bestätigt die Antwort des Innensenats jedoch nicht. Allerdings wurde erklärt, dass bei einer Person ein Paar Quarzsandhandschuhe gefunden wurden. Diese gelten in Deutschland zwar nicht als Waffe und sind frei erhältlich, in bestimmten Situationen wie auf Demonstrationen sind sie aber verboten. Auch im Polizeidienst werden sie nicht eingesetzt, weil sie unverhältnismäßige Schäden verursachen können. Auf die Frage nach den Fotos hatte der Senat keine Antwort.
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Fragesteller Schrader kritisierte, die vielen Lücken in den Antworten gegenüber dem „Tagesspiegel“. „Dass der Senat nicht einmal sagen kann, dass der III. Weg hinter dieser Aktion steht, ist besorgniserregend“, monierte er. „Diese Truppe ist gefährlich und sehr aktiv in letzter Zeit.“