Die Straße des 17. Juni ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Hauptstadt. Von West nach Ost verbindet sie den Ernst-Reuter-Platz mit dem Brandenburger Tor und bildet dabei auch eine der sichtbarsten optischen Achsen Berlins. Doch der Verkehr läuft hier nicht immer flüssig.
In den 90er-Jahren führte die Love Parade über die breite Straße. Heute ist sie für viele Demos oder den Christopher Street Day gesperrt. Zuletzt wurden vor dem Brandenburger Tor für die Fußball-EM tausende Quadratmeter Kunstrasen ausgelegt. Jetzt darf die Straße des 17. Juni wieder befahren werden – aber braucht es sie überhaupt? BERLIN LIVE hat nachgehakt.
Berlin: So oft geht hier gar nichts
„Eine vorsichtige Schätzung für dieses Jahr: Ca. 150 Tage ist/wird die Straße des 17. Juni für Veranstaltungen voll oder teilgesperrt“, erklärt Michael Herden von der Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ). Kommende Veranstaltungen befänden sich noch in Abstimmung, daher gebe es bislang keine genauen Zahlen. „Auch dürfte das Jahr 2024 kaum Rückschlüsse auf andere Jahre zulassen, da die besondere Sperrung für das Fan-Fest für die Fußball-EM außergewöhnlich lange war.“
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Ebenso schwer lasse sich die Zahl der durch die Sperrungen verursachten Staus exakt quantifizieren, fügt der VIZ-Experte gegenüber BERLIN LIVE hinzu: „Aus früheren Erhebungen wissen wir, dass es bei gesperrter Straße des 17. Juni vor allem im Bereich Invalidenstraße/Alt-Moabit und in der Lehrter Straße zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen kommt sowie in Fahrtrichtung Osten bereits ab Paulusstraße zu geringeren Fahrgeschwindigkeiten.“
„Die Menschen haben gesehen, wie schön es ist“
Um herauszufinden, ob Berlin dauerhaft auf die mehrspurige Straße des 17. Juni verzichten könnte, bedarf es einer dezidierten Untersuchung. In einem Jahr wie diesem, in dem die Verkehrsachse fast die Hälfte der Zeit gesperrt sein könnte, scheint das aber vorstellbar – nicht nur für die Berliner Abgeordnete Klara Schedlich (Grüne).
Im Gespräch mit BERLIN LIVE kritisierte sie zwar, wie viel Mikroplastik durch den Kunstrasen freigesetzt worden sei. „Aber etwas Gutes hatte der Kunstrasen: die Menschen haben gesehen, wie schön es ist, wenn statt Beton und Autos mehr Platz für Grün und Menschen in der Stadt ist.“ Einen „dauerhaften, grünen Veranstaltungsort“ halte sie nach dieser Erfahrung nicht für ausgeschlossen.