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Friedrichshain: Nach Aus für Traditions-Buchladen – Betreiberin mit düsterer Prognose

Am 19. Oktober ist nach 28 Jahren Schluss für die Buchhandlung „Lesen und lesen lassen“ in Berlin-Friedrichshain. Die Betreiberin guckt mit Sorge auf den Kiez.

© imago/tagesspiegel

Das ist der Berliner Stadtteil Friedrichshain

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Viele Menschen im Berliner Stadtteil Friedrichshain waren geschockt. Im September kündigte die inhabergeführte Buchhandlung „Lesen und lesen lassen“ in der Wühlischstraße an, nach 28 Jahren zu schließen. Grund dafür waren immer höhere Mietforderungen. Wir berichteten.

Beate Klemm, die den Laden zusammen mit ihrem Mann Mischa führt, beobachtet Ähnliches seit Jahren im Kiez. Für die Zukunft des Berliner Kiezes rund um den Boxhagener Platz hat sie eine düstere Prognose.

Friedrichshain: Kiez blutet weiter aus

In den vergangenen Jahren seien immer mehr Geschäfte des täglichen Bedarfs aus Friedrichshain verschwunden, erzählt Klemm im Gespräch mit BERLIN LIVE. In den vergangenen 28 Jahren seien einige Läden verschwunden. Etwa der Torten-Laden direkt nebenan, ein Blumenladen einige Häuser weiter oder ein Lebensmittelgeschäft an der übernächsten Ecke.

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Am 19. Oktober ist ihr eigener Buchladen an der Reihe. Er wird dem Kiez fehlen, das haben ihr nach der Ankündigung zahlreiche Kunden bestätigt. „Den Leuten wird jetzt erst bewusst, wie oft sie zu uns kamen“, sagt Klemm. Viele Menschen hätten ihr in den letzten Wochen gesagt, dass „Lesen und lesen lassen“ ihre Lieblingsbuchhandlung gewesen sei.

Viele seien vorbeigekommen, um zu entspannen, oder nach dem Markt am Samstag. Andere hätten sich „in der Buchhandlung geparkt“, wie Klemm sagt, bevor sie sich mit Freunden getroffen hätten. Am Eingang des Kiezes habe der Laden auch eine Willkommens- und Ankerfunktion gehabt. Das falle jetzt weg.

Düstere Prognose für das Leben im Kiez

Klemm betont, dass es dabei längst nicht nur um ihren Buchladen gehe, sondern um eine Entwicklung, die schon seit Jahren andauere. Der Kiez verändere sich – und zwar aus ihrer Sicht nicht zum Guten. Es gebe immer mehr Verdrängung. Das werde auch nach dem 19. Oktober noch so weitergehen.

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„Wenn ich rausgehe, sehe ich drei Häuser eingerüstet, überall kommen Dachgeschosse drauf“, sagt sie. Eines der Gerüste steht vor zwei kleinen Läden ein und derselben Betreiberin. In einem gibt es Küchenzubehör, im anderen Schreibwaren und Deko. „Es wird immer teurer hier, ich befürchte, in den nächsten drei Jahren werden immer mehr Menschen verdrängt“, befürchtet Klemm. Schließlich würden die Preise nicht nur im Gewerbe, sondern auch beim Wohnen immer weiter steigen.


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Auch die Buchhandlung von Beate Klemm selbst ist für die letzten Tage mit einem Baugerüst verdeckt. Der Vermieter plant Sanierungen. Dennoch wollen sie und ihr Mann die letzten Tage mit ihrem Buchladen noch genießen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Schließlich waren sie immer mit Herzblut dabei, für ihren Laden, die Kunden und auch den Kiez in Berlin-Friedrichshain.