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Kreuzberg: Völlig verwahrlost und alles voller Kot – ist das das schlimmste Wohnhaus Berlins?

An den Wänden klebt Blut, am Boden sind Fäkalien. Was in diesem Kreuzberger Mietshaus passiert, verschlägt einem die Sprache.

Kreuzberg
© imago images/Panthermedia

Tranq - die Droge, die das Fleisch zerfrisst

In den USA sind viele Menschen abhängig von Fentanyl, einem synthetischen Opioid. Seit einiger Zeit wird die Droge mit Xylazin gestreckt, einem Medikament aus der Tiermedizin. Das Mittel wird auch Tranq genannt und ist verschäft die Drogenkrise zusätzlich. Denn es lässt Gewebe absterben, teilweise sind sogar Amputationen nötig.

Kaputte Fenster, veraltete Heizungen, schlechte Isolierung. Die Wohnhäuser in Berlin sind nicht immer im besten Zustand. Während Luxus-Neubauten vielerorts aus dem Boden sprießen, werden Bestandshäuser oft sich selbst überlassen.

Doch was in diesem Wohnhaus in Kreuzberg passiert, treibt das noch auf die Spitze. Was ist hier los?

Kreuzberg: Unfassbare Zustände inmitten von Familien

Die Gegend rund um das Kottbusser Tor gilt als sozialer Brennpunkt. Die Obdachlosigkeit ist hoch, ebenso wie die Fälle von offenem Drogenkonsum. Allerdings brauchen auch diese Menschen einen Rückzugsort. Die Wahl vieler fällt dabei auf ein rotes Mietshaus in der Skalitzer Straße, Ecke Adalbertstraße.


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„Wir schleichen auf Zehenspitzen an ihnen vorbei, damit sie nicht aufwachen“, erklärt Eslem gegenüber der „BZ“. Das zehnjährige Mädchen wohnt in dem Haus zusammen mit ihrer Mutter Zeynep und ihrem Bruder Umut.

Fast jede Nacht wird die Haustür von Junkies aufgetreten. Im Treppenhaus feiern sie dann ausufernde Partys.

„Ich habe immer Angst“

Am nächsten Morgen wartet dann oft die böse Überraschung. Im Treppenhaus des Kreuzberger Mietshauses finden sich Blut, Fäkalien und benutzte Spritzen. Ihre Benutzer schlafen oft seelenruhig daneben.

Mutter Zeynep versetzt das in große Sorge. Sie erzählt, sie könne sich in der Arbeit oft nicht konzentrieren. „Ich habe immer Angst, dass etwas passiert, wenn ich nicht zu Hause bin.“

Doch gegen das seit Jahren kaputte Schloss an der Eingangstür tut keiner etwas. Auch eine Klage gegen die landeseigene Hausverwaltung Howoge brachte nichts. Ebenso eine Unterschriftenaktion der Mieter.

Keiner sieht sich verantwortlich

Alain, der im dritten Stock wohnt, findet die Situation unfassbar. Als Antwort auf seinen Brief an die Howoge erhielt er nur die Aussage, dass das Kottbusser Tor ein sozialer Brennpunkt sei, um den sich die Polizei kümmern müsse.

Diese ist allerdings der Meinung, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sei verantwortlich, um Sucht und Obdachlosigkeit durch Sozialmaßnahmen einzudämmen. Auch die Howoge sieht sich nicht in der Verantwortung. Gegenüber der „BZ“ erklärt sie: „Wir bedauern die Situation, aber das Problem von Obdachlosigkeit und Drogenkonsum kann nicht allein von uns gelöst werden.“ Warum das Schloss bisher nicht repariert wurde, bleibt allerdings unbeantwortet.


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Und der Bezirk? Der antwortet auf die Frage, wie die Lage verbessert werden könnte, nur mit drei Links zu bereits angeleierten Maßnahmen.

Immerhin, die Polizeipräsenz soll erhöht werden. Doch ob das den Anwohnern in dem Junkie-Haus wirklich hilft, bleibt zu diesem Zeitpunkt offen.