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Mieter in Berlin machen katastrophale Zustände publik – „Irgendwann gibt man auf“

Mehrere Mieter in Berlin berichten von häuslichen Zuständen, die man nicht mal seinen schlimmsten Feinden wünscht. Das steckt dahinter.

Mieter in Berlin
© IMAGO/BildFunkMV

Miete in Berlin: Wohnen wird immer teurer

Berlin war mal ein gutes Pflaster für günstige Mieten. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Seit dem Jahr 2012 haben sich die durchschnittlichen Wohnungspreise in der Hauptstadt von 6,65 Euro pro Quadratmeter auf 12,92 Euro pro Quadratmeter verdoppelt.

Die Miete in Berlin gilt als kompliziertes Thema. Viele Hauptstädter benötigen mehrere Anläufe und einen langen Atem, um eine neue Wohnung zu erschwinglichen Preisen zu finden.

Doch damit sind nicht automatisch alle Probleme aus der Welt. Denn in manchen Häusern stellt sich die Lage als unzumutbar dar.

Miete in Berlin: Mancherorts ist die Situation extrem

Schimmel, Wasserschaden, Asbest – in der Wohnung von Jörg S. sind die häuslichen Zustände katastrophal. Der Berliner Mieter lebt seit achtzehn Jahren in einem Haus in Steglitz, in direkter Nähe zum Wannsee. Obwohl die Lage schön ist, ist in seinen eigenen vier Wänden gar nichts schön. Die Kollegen der „Berliner Zeitung“ haben den 59-Jährigen, der anonym bleiben möchte, besucht.


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Vor Ort berichtet der Betroffene, der in einem Haus des kommunalen Wohnungsunternehmens Gewobag wohnt, wie sich die Lage immer weiter verschlimmert. Bereits seit drei Jahren kocht er bei Wind und Wetter auf seinem eigenen Balkon, nachdem er seine verschimmelte und aufgequollene Küche eigenhändig entsorgen musste.

Nachdem auch zahlreiche Fachmänner ihn nur unzureichend bei all den Mängeln helfen konnten und ihm der Hausmeister erklärte, er sei dafür nicht zuständig, setzte die Resignation ein. „Irgendwann gibt man auf“, meint der Mieter. Er fühle sich von den Verantwortlichen vollends im Stich gelassen. Diese erklären auf Anfrage: „Der Wasserschaden sowie entsprechende Folgeschäden werden selbstverständlich beseitigt.“

Weitere Leute melden sich

Doch das Schicksal des 59-Jährigen stellt keinen Einzelfall dar. In der Kreuzberger Taborstraße befindet sich ein weiteres Haus des Wohnungsunternehmens, das große Mängel aufweist. Die Bewohner des 1914 erbauten Hauses haben dort mit maroden Rohren, Heizungen und Bausubstanzen zu kämpfen.

So mag es kaum verwundern, dass im vergangenen Winter das Warmwasser und die Heizungsanlage ausfiel. Inga B., die bereits seit 20 Jahren im Gebäude lebt, erzählt von schlammigem Wasser, das wochenlang aus der Leitung kam. Erst nach zwei Monaten seien die Missstände notdürftig behoben worden.


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Diese Schilderungen passen zu den Ausführungen des Berliner Mietervereins. Denn das Wohnungsunternehmen sei für seine unzureichende Instandhaltung berüchtigt. „Oft beschweren sich Mieter und Rechtsberater, dass die Gewobag nicht erreichbar ist, nicht antwortet, an den Häusern nichts macht“, erklärt Vereinsgeschäftsführerin Ulrike Hamann-Onnertz.