Dieser Tage als SPD-Politiker vor die Presse zu treten, ist wahrlich nicht einfach. Die Ampel-Krise macht es sicherlich nicht besser. Doch was in diesem Interview geschieht, ist mehr als außergewöhnlich.
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„Welt“-Moderator Thomas Klug verliert die Fassung im Gespräch mit dem SPDler Dirk Wiese.
Abgeordneter kriegt Schelte von „Welt“-Moderator
Das Thema ist brisant: Bundeskanzler Olaf Scholz hat zum Wirtschaftsgipfel gerufen. Die Großen und Wichtigen der Industrie werden ins Kanzleramt eingeladen. Das Problem: Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und auch der Finanzminister Christian Lindner (FDP) sind nicht dabei. Sie sollen, so heißt es, auch nur nebenbei von der Sache erfahren haben.
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Rede und Antwort muss nun Dirk Wiese stehen. Er ist Bundestagsabgeordneter der SPD und Fraktionsvize. Vom „Welt“-Moderator Thomas Klug wird er ordentlich durch die Mangel genommen. Wiese rechtfertigt die Entscheidung des Kanzlers, die Wirtschaftsfrage zur Chefsache zu machen.
Klug fällt Wiese ins Wort: „Der Kanzler ist nicht die Regierung. Wie kann er denn den Wirtschafts- und den Finanzminister, die letztendlich die Entscheidung mittragen müssen, nicht mal einladen? Und der Finanzminister lädt zu einem ganz anderen Treffen mit ganz anderen Leuten ein? Sie spielen mit der Glaubwürdigkeit der Politik in Deutschland.“
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Der gelernte Jurist Wiese entgegnet: „Jetzt atmen Sie mal tief durch heute Morgen in Ihrem Studio.“ Der Kanzler werde die Industriebosse erstmal einladen und anschließend werde man die Lösungen in der Koalition diskutieren.
Weiter ausholen kann der SPD-Abgeordnete jedoch nicht, denn Klug grätscht wieder dazwischen: „Seit Wochen und Monaten wird geredet in diesem Land über die Probleme in der deutschen Industrie. Und nichts passiert!“
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„Jetzt beruhigen Sie sich mal“, fordert Wiese. Er weist auf das vor der Sommerpause beschlossene Wachstumspaket hin. Der „Welt“-Moderator lacht und schüttelt den Kopf. Der SPD-Abgeordnete gibt zu: „Ja, ich würde mir wünschen, der ein oder andere würde vielleicht nicht aktionistisch ebenfalls entsprechende Gespräche führen. Aber entscheidend ist, dass man nach diesem Gipfel gemeinsam zu Ergebnissen kommt.“
Klug schließt mit den Worten: „Sehr unbefriedigend, Herr Wiese, aber danke trotzdem für das Gespräch.“