Kommt nun die große Asyl-Wende in Deutschland? Nach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad könnte sich auch die Asylbewerber-Lage hierzulande überraschend entspannen. Noch ist unklar, wie es in Syrien weitergeht. Ein Experte aber sieht eine „Chance“ für Deutschland und die Europa, die Asylzahlen „drastisch zu senken“.
Am Sonntag (8. Dezember) jubelten Tausende Syrerinnen und Syrer in deutschen Innenstädten – und viele träumen davon, in ihre Heimat zurückzukehren. Andere aber sehen die Vorzüge und besseren Aussichten für sie bei einem Leben in Deutschland.
Milliarden Einsparungen möglich bei Bürgergeld und sonstigen Leistungen
Auch in diesem Jahr kamen Zehntausende Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland an. Bis November 2024 waren es knapp 75.000. Insgesamt stellten 236.000 Menschen einen Asylantrag in Deutschland – rund jeder Dritte stammte demnach von einem syrischen Flüchtling.
Auch bei Empfängern des Bürgergeldes haben Syrer einen großen Anteil. Fast 520.000 beziehen aktuell die Sozialhilfe. Mehr als jeder zweite Syrer in Deutschland ist auf die Sozialleistung angewiesen. Hinzu kommen weitere hohe Kosten für den Staat, etwa für die medizinische Versorgung.
Hier zeigt sich schon deutlich, wie groß das Potenzial wäre, was die Staatsfinanzen, die humanitäre Situation in Asylunterkünften, aber auch die Lage von Wohnraum in Großstädten wäre, sollte es nun zu einer großen Rückkehrwelle nach Syrien kommen.
Rückkehrwelle nach Syrien: „Dies würde den Aufstieg der AfD umkehren“
Der bekannte Migrationsexperte Gerald Knaus ist zuversichtlich. „Es ist zwar Vorsicht geboten, nichts ist sicher, aber die gute Nachricht aus Syrien über den Sturz Assads könnte auch für die europäische Politik von entscheidender Bedeutung sein“, schreibt er auf X. Knaus rechnet mit Chaos in Syrien in der nächsten Zeit, aber er sieht die „Chance auf etwas viel Besseres“.
„Dies könnten auch gute Nachrichten für syrische Flüchtlinge sein, zunächst im Libanon, in Jordanien und der Türkei, dann auch in Europa. Und: Es könnte die Politik in Deutschland und Österreich in eine gute Richtung verändern. Die nächsten Regierungen in beiden Ländern könnten eine Chance haben, die Zahl der Asylsuchenden drastisch zu senken – wenn sich Syrien stabilisiert! Dies würde sowohl die AfD als auch die FPÖ bis 2029 schwächen und ihren Aufstieg umkehren.“
Gerald Knaus auf X
Hessens Innenminister kündigt Rückkehr an: „Freiwillig oder im Rahmen von Abschiebungen“
Auch aus der Politik, nicht nur von der AfD, gibt es erste Stimmen in diese Richtung. So sagte der außenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Ulrich Lechte, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Die Menschen sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention bei uns aufgenommen worden und werden nach dem Wegfall der Fluchtgründe wieder in Ihre Heimat zurückkehren.“
Der CDU-Innenminister von Hessen, Roman Poseck, kündigt eine harte Linie an: „Wir haben ein hohes Interesse, Flüchtlinge aus Syrien wieder in ihre Heimat zurückzuführen, freiwillig oder im Rahmen von Abschiebungen.“
Toni Hofreiter von den Grünen dagegen hält diese Debatte für völlig verfrüht. „Überlegungen, nach dem Sturz von Assad unsere Migrationspolitik zu verändern und härter gegen syrische Geflüchtete vorzugehen, sind völlig fehl am Platz“, so Hofreiter gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Wende in Syrien: „Werde meine Heimat wiedersehen“
Doch was sagen eigentlich Syrerinnen und Syrer? Im „Spiegel“ schreibt die in Hamburg lebende Asia Haidar über ihre emotionalen Gefühle in diesen Tagen. Seit elf Jahren lebt die Frau, die 1991 geboren wurde, nun schon im Exil, davon neun in Deutschland. “Ich habe nie wirklich losgelassen. Nie wusste ich, wie sehr ich meine Stadt Aleppo und mein Land Syrien wirklich vermisse – bis zu diesem Moment. Ich weiß jetzt, dass ich das Land wiedersehen werde, das meine Heimat ist, und von dem ich nicht wusste, ob ich seinen Boden jemals wieder betreten würde”, so Haidar.
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Der Berliner Architektur-Student Raba T., der in Berlin lebt, aber aus Damaskus stammt, möchte dagegen nicht zurück in seine Heimat. Gegenüber der „Bild“ erklärt er: „Meine Eltern leben noch in Syrien und wollen dort auch bleiben. Für mich steht fest, dass ich für immer in Deutschland bleiben möchte. Ich will mein Studium abschließen und hier arbeiten.“
Ähnlich äußerte sich ein Mann, der mit einem Sohn (11) auf einer syrischen Demo in Hamburg feierte. Er sagte laut ZDF: „In Syrien ist alles kaputt von Assad.“ Daher sieht er die Zukunft seines Kindes in Deutschland.