Veröffentlicht inVerkehr

BVG-Chef rechnet ab: „Sie verbrennen Geld“

Bei der BVG tobt ein Arbeitskampf. Doch mitten in dieser Phase äußert sich der Chef plötzlich scharf. Es geht um ein wichtiges Angebot.

BVG
© IMAGO/photothek

BVG: Mit den Berliner Öffis durch den Großstadt-Dschungel

Egal ob mit U-Bahn, Bus oder Tram – die Berliner Verkehrsbetriebe bringen jährlich über 700 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel.Dafür muss man ganz schön gut vernetzt sein.

Mit der BVG kommt man ganz bequem und ohne eigenes Auto an die meisten Punkte innerhalb der Stadt. Ob mit der U-Bahn, dem Bus oder der Tram – das Netz ist gut ausgebaut und in den meisten Fällen auch relativ verlässlich. Dennoch ist es im Vergleich zu Fahrdiensten wie Uber oder Bolt weniger bequem. Muss man doch häufig um einen Sitzplatz bangen und gerade in den Stoßzeiten auch eine gewisse Bereitschaft zu Gruppenkuscheln mitbringen.

Deshalb hat der gelbe Riese 2022 ein Projekt an den Start gebracht, dass die perfekte Mischung aus klimafreundlichem ÖPNV und Individualverkehr zu sein schien: Muva Flexible Fahrt. Doch jetzt fand der BVG-Chef dafür deutliche Worte.

BVG macht Geständnis

2022 ging in Berlin der Nachfolger des Berlkönigs an den Start. Mit Muva Flexible Fahrt konnten BVG-Fahrgäste fortan per App oder Telefon ein Sammeltaxi rufen, das einen bequem an unzählige Ziele im Osten der Stadt bringt. Angefahren wurden Teile von Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg.


Auch interessant: Zoo Berlin: Nach plötzlicher Schließung – Besuchern bleibt noch eine Chance


Das Versprechen: „Mit dem BVG Muva kommst du stressfrei und ohne lange Parkplatzsuche durch Berlin. Gleichzeitig tust du Gutes für die Umwelt“, so die BVG. Doch das Angebot wurde nicht wie erwartet angenommen.

Chef findet deutliche Worte

Während beim Vorgängermodell des Berlkönigs zwischen 2018 und 2022 im Schnitt etwa 1500 Fahrgäste pro Tag transportiert wurden, waren es bei Muva Flexible Fahrt nur etwa 135 Nutzer pro Tag (2023). Zwar stiegen die Zahlen 2024 mit 160 Passagieren im selben Zeitraum ein wenig, doch mit den alten Zahlen kann das Modell noch lange nicht mithalten.

Aus Sicht der BVG ist es deshalb ein „betriebswirtschaftliches Desaster“, so Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Die sieben bis zehn Fahrzeuge, die täglich auf ihren Einsatz warten, „verbrennen alle Geld“, macht er Mitte Januar im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhaus klar.


Mehr News aus Berlin:


Und auch Verkehrssenatorin Ute Bonde findet deutliche Worte: „Muva Flexible Fahrt war nicht ökonomisch aufgestellt“, zitiert sie die „Berliner Zeitung“. Laut Falk liege das auch an den Personalkosten. „Muva und andere Angebote dieser Art werden in großer Ausbreitung nur funktionieren, wenn autonomes Fahren kommt.“ Nur so wird es möglich, kostendeckend zu arbeiten.

Deshalb habe sich die BVG zusammen mit dem Senat dazu entschieden, das Projekt zu beenden. Spätestens Ende Februar rollt das letzte Sammeltaxi durch den Osten der Stadt. Doch der Vorstandsvorsitzende versprach: Wenn autonomes Fahren möglich ist, wolle man ähnliche Projekte wieder in Angriff nehmen. Das plant die BVG bis 2027. Bis dahin müssen Fahrgäste wieder auf die gewohnten Verkehrsmittel umsteigen.

Markiert: