Der Skandal um ganz oder mindestens zum Teil erfundene Belästigungsvorwürfe gegen den Berliner Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar wird zur Belastung für den Wahlkampf von Robert Habeck. Die Spitze der Partei versucht vor der Bundestagswahl den Fragen auszuweichen – und macht damit alles nur noch schlimmer.
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So gab Annalena Baerbock nun praktisch dem TV-Sender RBB die Schuld für den ganzen Schlamassel und Robert Habeck diktierte einer RTL-Reporterin, was er nicht gefragt werden will.
Wichtige Zeugin gegen Gelbhaar existiert gar nicht
Infolge einer parteiinternen Intrige wählten die Grünen Stefan Gelbhaar als Direktkandidat für Berlin-Pankow ab. Den Wahlkreis hatte er zuletzt gewonnen. Stattdessen bestimmten die Grünen Julia Schneider als neue Kandidatin für den Bundestag. Auch den angestrebten Platz 2 auf der Landesliste erreichte Gelbhaar nicht. Auf dem als sicher geltenden Platz wählten die Grünen, nach Aufkommen der Belästigungsvorwürfe im Dezember, ausgerechnet Robert Habecks Wahlkampfmanager Andreas Audretsch.
Nun überschlagen sich die Ereignisse. Teile der Vorwürfe stellten sich mittlerweile als frei erfunden heraus. Gelbhaar, der stets seine Unschuld beteuerte, hat nun Anzeige wegen Verleumdung erstattet. Seine politische Karriere ist jedenfalls im Eimer! In den Fokus gerät Shirin Kreße, die bisherige Grünen-Bezirksabgeordnete erklärte am Wochenende ihren Rücktritt und Austritt aus der Partei. Sie wolle „möglichen Schaden von der Partei, aber auch Betroffenen sexualisierter Gewalt abwenden“, teilte sie mit.
Skandal bei den Grünen: Baerbock zeigt mit dem Finger auf den RBB
In der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ (19. Januar) wurde Annalena Baerbock mit der Intrige in ihrer Partei konfrontiert. Sie nahm Habecks Vertrauten Audretsch, der nun auf dem begehrten Listenplatz 2 steht, in Schutz: „Der Wahlkampfmanager hat damit auch nichts zu tun.“
Baerbock wich den Fragen zum Skandal lächelnd aus: „Als Außenministerin kann ich dazu nichts sagen, sondern es gibt gerade andere Herausforderungen weltweit. Da kümmert sich bei uns natürlich die Parteizentrale drum, die Ombudsstelle“ Ansonsten schob sie einen Teil der Verantwortung dem öffentlich-rechtlichen Sender RBB zu: „Und zur ganzen Geschichte gehört ja auch noch der RBB, der darüber zu Beginn dann berichtet hat. Über Dinge, die bei uns parteiintern erstmal aufgeklärt wurden.“
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Habeck will dazu nicht befragt werden
In der Sendung „RTL aktuell“ (19. Januar) erklärte Moderatorin Roberta Bieling vor einem Interview mit Robert Habeck, dass der Vizekanzler dabei keine Fragen zu Gelbhaar gestellt bekommen wollte. Dieses Thema sei „ausdrücklich nicht erwünscht“, hieß es im Vorfeld des Gespräch laut Bieling. „Dazu möchte er sich ausdrücklich nicht äußern“, so die RTL-Frau weiter.