Die BVG steckt gerade mitten in den Tarifverhandlungen mit der Verdi. Die Gewerkschaft fordert für ihre Beschäftigten mehr Geld. Monatlich, aber auch für einzelne Schichten in Form von Zulagen. Doch der gelbe Riese will nicht zahlen, die Kosten von rund 250 Millionen Euro mehr pro Jahr seien einfach nicht drin, heißt es.
Doch stimmt das wirklich oder soll der ÖPNV hier einfach nur am langen Arm verhungern? Ein Kommentar.
BVG: Forderungen sind mehr als berechtigt
Die Mitarbeitenden der BVG tragen täglich die Verantwortung für tausende Fahrgäste. Dabei kämpfen sie sich mit ihren großen Bussen durch den dichten Verkehr und trotzen mit teils völlig überalterten U-Bahnen den vielen anfallenden technischen Problemen. Als Dank gibt es von den Gästen schlechte Laune und gerne auch mal die ein oder andere Beleidigung an den Kopf geworfen. Ein absoluter Traumjob also.
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Genau deshalb fehlt es an geeignetem Nachwuchs und Beschäftigten, die es langfristig im Unternehmen aushalten. Mehr Geld könnte helfen, doch die BVG stellt sich in den Tarifverhandlungen quer. Zwar hat das Unternehmen in der Auftaktsitzung mit der Verdi Mitte Januar eingeräumt, dass Nachholbedarf beim Gehalt besteht, doch nicht auf dem Niveau, das die Gewerkschaft fordert. Schließlich müsse – wie bei so vielem in Berlin – gespart werden.
Eine Bitte an die BVG
Doch es gäbe eine Quelle für Mehreinnahmen, man müsste den Senat nur endgültig davon überzeugen, sie endlich anzuzapfen. Stichwort: Anwohnerparken. Wer in Berlin sein Auto parken will und damit im Schnitt über acht Quadratmeter freie Fläche belegt, zahlt dafür im Jahr 10,20 Euro. Zum Vergleich: Für ein WG-Zimmer in der Größenordnung blättert man gut und gerne 500 Euro pro Monat hin. Die Öffentlichkeit und deren Raum zu nutzen, kostet an anderer Stelle also viel Geld. Auch beim Vergleich mit der BVG kommt das Anwohnerparken erschreckend gut weg: Ein Tagesticket für schlappe 24 Stunden kostet 10,60 Euro. Sein Auto für ein Jahr zu parken ist also genauso teuer, wie einen einzelnen Tag mit den Öffis zu fahren.
Um die prekäre Situation nochmal zu verdeutlichen – und auch, weil das Vergleichen einfach so viel Spaß macht – schauen wir uns auch mal andere Städte an. In Hamburg zahlt man für das Parken 65 Euro pro Jahr, in Köln 100 Euro, in Frankfurt am Main schon 120 Euro und in Münster ganze 260 Euro. Berlin liegt also mit weitem Abstand ganz hinten. Und das, obwohl hier laut dem Senat 208.000 Menschen einen Parkausweis haben.
Nach langem Zögern scheint sich in der Koalition zwar nun endlich etwas zu tun – Kai Wegner (CDU) kündigte eine Erhöhung an – doch das Inkrafttreten wird mindestens bis 2026 auf sich warten lassen. Die genaue Höhe ist noch unklar. Man stelle sich jetzt mal vor, jeder der 208.000 würde wie in der nordrheinwestfälischen Fahrradstadt 260 Euro im Jahr zahlen. Da wären mir nichts dir nichts über 52 Millionen Euro mehr in der Landeskasse. Die Forderungen der BVG-Mitarbeitenden wären damit schon mal ein Stück weit gedeckt. Das wäre nicht nur fair, es wäre auch ein richtiges und wichtiges Zeichen in puncto Klimaschutz.
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Denn machen wir uns nichts vor, die Klimakrise nimmt immer mehr an Fahrt auf. Das zeigt sich nicht nur bei den verheerenden Waldbränden in Los Angeles, die seit Anfang Januar toben und immer noch (!) nicht völlig gelöscht werden konnten. Es wird auch an den vielen Tagen im Sommer mit mehr als 30 Grad sichtbar, an den Wintern ohne Schnee, an den Überschwemmungen, an den Hitzetoten.
Es braucht mehr ÖPNV statt Individualverkehr. Und ohne entsprechende Anreize wird das nicht klappen. Aktuell macht der Senat es allen Berlinern leicht, in jeder noch so kleinen Straße ihren SUV abzustellen – während es gleichzeitig immer teurer wird, den Alltag mit den Öffis zu bestreiten.
Also liebe BVG, wendet euch doch einfach mal an den Senat und fordert die Mehrkosten ein – vielleicht auch mit dem Vorschlag, das Parken schneller teurer zu machen. Damit Berlin das Vorbild sein kann, dass es als Bundeshauptstadt sein sollte. Und damit euch eure Mitarbeitenden nicht mehr weg rennen. Nur so geht Zukunft.