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Flughafen BER: Ryanair ätzt immer wieder – wie oft greift das Nachtflugverbot?

Am Flughafen BER gilt ein Nachtflugverbot. Vor allem die Fluggesellschaft Ryanair zeigte dafür zuletzt wenig Verständnis.

© IMAGO/Joko

Lebende Schlange in der Unterhose: Ein Tag beim Zoll.

Wir waren einen Tag lang am Flughafen BER und haben den Zoll bei der Arbeit begleitet.

Wer günstig einen Flug buchen will, der landet beim Durchforsten der Billig-Airlines auch immer wieder bei Ryanair. Die irische Fluggesellschaft, die immer wieder für ihren Umgang mit dem Personal kritisiert wird, steuert auch den Flughafen BER an.

Doch in letzter Zeit übt die Airline immer häufiger Kritik an dem Hauptstadt-Airport. Mal geht es um Flughafengenbüren und Steuern, die auch andere Fluggesellschaften am BER zahlen müssen. Zuletzt ging es immer wieder um das geltende Nachtflugverbot. Doch wie viele Flüge sind tatsächlich betroffen?

Flughafen BER: Hier gilt ein Nachtflugverbot

Am Flughafen BER gilt ein striktes Nachtflugverbot. Ohne dieses hätte der Flughafen wohl gar nicht erst gebaut werden dürfen. Fünf Stunden lang dürfen keine Linienflüge am Airport Berlin-Brandenburg starten oder landen. Ausgenommen sind Regierungs-, Vermessungs- und Ambulanzflüge. Der letzte nächtliche Postflug hob im Frühjahr 2024 ab. Linienflüge sind nur zwischen 5.30 und 23.30 Uhr gestattet, es gibt zudem jeweils halbstündige Kulanz-Zeiten, in denen abends verspätete oder morgens verfrühte Maschinen landen dürfen.

Wer dennoch zwischen 0 und 5 Uhr am Flughafen BER landet, der muss mit einem Bußgeld rechnen. Und das kann unter Umständen bis zu 50.000 Euro betragen. Ryanair beklagte das Bußgeld zuletzt, forderte neben der Kulanz-Zeit zwischen 23.30 Uhr und 0 Uhr noch mehr Flexibilität von der zuständigen Flugsicherung am Flughafen BER.

Ryanair ätzt gegen Berlin und Brandenburg

Die Airline griff die Flugsicherung scharf an, erklärte, den Passagieren würde nicht etwa durch den verspäteten Ryanair-Flug, sondern durch das Nachtflugverbot am Flughafen BER das Reisevergnügen genommen. Anlass dafür war ein Ryanair-Flug aus Lissabon, der knapp zweieinhalb Stunden Verspätung hatte und so erst 20 Minuten nach Beginn des Nachtflugverbots in Berlin gelandet wäre. Das Flugzeug musste samt Passagieren nach Hannover fliegen und die Fluggäste mit dem Bus drei Stunden nach Berlin fahren.

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Ryanair bezeichnete diesen Vorgang im Anschluss als „Skandal“. Wohl auch, weil die Passagiere aufgrund dieser Verspätung Anspruch auf eine Entschädigung von bis zu 600 Euro hätten, wie das Portal „Airhelp“ schreibt.

Wie viele Flüge landeten trotz Nachtflugverbot am BER?

Doch unabhängig davon, ob nun die verspätete Fluggesellschaft oder die Behörde, die das Nachtflugverbot überwacht, störender für die Passagiere ist: Wie viele derartige Fälle gibt es denn am Flughafen BER? BERLIN LIVE hat bei der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg (LuBB) nachgefragt. Eine detaillierte Antwort kam vom Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr.

Daraus geht hervor, dass im Jahr 2024 insgesamt 53 Anträge auf eine Ausnahme vom Nachtflugverbot am Flughafen BER eingegangen sind. 32 Mal wurde die Ausnahmegenehmigung erteilt, davon allein 23 Mal im Juli, als zahlreiche Flughäfen unter einer IT-Großstörung litten. (Wir berichteten.) Weitere Ausnahmen gab es rund um das Finale der Fußball-EM (4 Flüge) und aufgrund eines Auftrags des Bundes (5 Flüge).

Bislang keine Bußgelder am Flughafen BER

In 21 Fällen hingegen hat die Luftfahrtbehörde einen Antrag abgelehnt. Tatsächlich gelandet, ein Bußgeld in Kauf nehmend, ist keiner der Piloten. Entsprechend seien auch keine Bußgelder verhängt worden. Überhaupt wurden am BER noch keine Bußgelder wegen eines missachteten Nachtflugverbots verhängt.

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Diese würden wie auch andere Ordnungswidrigkeiten „anhand des Verschuldensmaßstabs im Einzelfall festgelegt“, erklärte die Sprecherin vom Landesamt für Bauen und Verkehr. Wegen der Bedeutung des Nachtflugverbots am BER werde die LuBB den Bußgeldrahmen „angemessen bis zur vollen Höhe ausnutzen“.


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Übrigens: Wie ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung gegenüber BERLIN LIVE erklärte, trifft die letzte Entscheidung, ob ein verspätetes Flugzeug trotz Nachtflugverbot landet, am Ende der Pilot und damit die Airline. Im Jahr 2024 haben sich alle fürs Durchstarten und gegen das Bußgeld entschieden.

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