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Berlin blecht 21 Millionen Euro für Mega-Baustelle – doch sie wirft Fragen auf

Der Gendarmenmarkt-Umbau hat Berlin satte 21 Millionen Euro gekostet. Nach zwei Jahren ist er jetzt wieder offen – doch es gibt Fragen.

© IMAGO/Kickner

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„Das ist ein schöner Tag. Heute eröffnen wir den schönsten Platz Berlins wieder, einen der schönsten Plätze Europas“, sagt Berlins Regierender Oberbürgermeister Kai Wegner (CDU) sichtlich stolz gleich zu Beginn seiner Rede bei der Wiedereröffnung des Gendarmenmarkts.

Die Stadt werkelte und baute hier zwei Jahre. Eines der Hauptziele dabei: Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Doch ganz geklappt hat das nicht. Beim Pressetermin bleiben einige Fragen offen.

Berliner Gendarmenmarkt ist wieder eröffnet

Der Gendarmenmarkt in Mitte ist einer der Vorzeigeplätze der Stadt. Drei Prachtbauten der Berliner Hochkultur reihen sich hier direkt nebeneinander: der Deutsche Dom, das Konzerthaus und der Französische Dom. Jährlich lockt dieses Ensemble drei Millionen Besucher an – auch über den Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen.


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Die letzten zwei Jahre musste darauf aber verzichtet werden, denn der Gendarmenmarkt wurde aufwendig umgebaut. Strom- und Wasserleitungen wurden verbaut, um Events endlich vor Ort versorgen zu können. Außerdem wurde ein Regenwassermanagement-System verlegt, mit dem „Niederschlag gespeichert, über einen Substratfilter gereinigt und an den darunter liegenden Boden abgegeben“ werden kann. Stichwort: nachhaltige Schwammstadt. Doch auch über der Erde sollte die Nachhaltigkeit gestärkt werden.

Klimaschutz? Ja, aber nur unterirdisch

„Oberirdisch tragen wir dafür Sorge, dass Hitze und Trockenheit hier ertragen werden können“, erklärt Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Ute Bonde (CDU). Dafür pflanzte man japanische Schnurbäume, die im ausgewachsenen Zustand eine Krone mit bis zu 18 Meter Durchmesser haben. „Diese werden unglaublich viel Schatten spenden“, sagt Bonde stolz über die vermeintliche Errungenschaft.

Zur Eröffnung des Gendarmenmarkts kamen (l-r): Christopher Schriner, Franziska Giffey, Kai Wegner, Ute Bonde und Christoph Schmidt. Credit: BERLIN LIVE/Anouschka Hamp

In dem Moment blicken die Anwesenden suchend um sich. Von neuen Bäumen scheint keine Spur zu sein. Stattdessen ist der Platz genauso versiegelt wie er es immer war. Träumt man sich nun an einen heißen Sommertag, an dem die Temperaturen weit über die 30 Grad klettern, kann man schnell erahnen, wie sich der Aufenthalt in der Hitze hier wirklich anfühlt. Auf Nachfrage gerät Bonde in Zugzwang. Der Geschäftsführer von Grün Berlin, Christoph Schmidt, der für das Projekt verantwortlich war, springt ein.

Bäume sucht man (fast) vergeblich

Er erklärt, dass es sich beim Berliner Gendarmenmarkt um einen denkmalgeschützten Platz handelt. „Das heißt, die Integration von Bäumen kann nur nach einem Denkmalschutzplan an entsprechend ausgewiesener Stelle erfolgen und dieser Platz war nie ein baumbestandener Platz.“ Die neuen Schnurbäume – satte drei sind es geworden – stehen nun am südlichen Ende des Gendarmenmarkts am äußeren Rand. Darunter findet sich jeweils eine Bank. Bei ihrer aktuellen Größe ist aber zu bezweifeln, dass von dem großflächigen Schatten schon in diesem Sommer profitiert werden kann.


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Schlimm ist das aus Sicht des Grün-Berlins Geschäftsführers aber nicht, denn die Aufenthaltsqualität am Gendarmenmarkt definiere sich im Sommer viel eher dadurch, dass man im Außenbereich der Gastronomien unter großen Sonnensegeln Platz nehmen könne. Von dort hätte man dann immerhin einen Blick auf den schönen Platz – auch wenn man es in den Mittagsstunden auf ihm wahrscheinlich kaum aushält.

Aus Sicht des anwesenden Bezirksstadtrats von Mitte, Christoph Schriner, ist die Umgestaltung dennoch gelungen. „Klar, man könnte sich immer mehr Bäume wünschen. Man muss sich aber auch klar machen: Da wo Bäume stehen, können wir andere Formen der Nutzung nicht haben.“ Weihnachtsmarkt und Co. stünden die Schattenspender also wohl im Weg. Vielleicht also einer der Hauptgründe, für die geringe Bepflanzung: die Wirtschaftlichkeit an anderer Stelle.