Veröffentlicht inVerkehr

BVG bringt Anwohner auf die Barrikaden – „Uns hat niemand gefragt“

Die BVG hat in Mitte die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Eine neue Maßnahme bringt Anwohner zur Weißglut. Ihnen reicht es jetzt.

© IMAGO/Jürgen Heinrich

BVG: Mit den Berliner Öffis durch den Großstadt-Dschungel

Egal ob mit U-Bahn, Bus oder Tram – die Berliner Verkehrsbetriebe bringen jährlich über 700 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel.Dafür muss man ganz schön gut vernetzt sein.

Das Netz der BVG ist für die meisten Berliner unerlässlich. Ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Treffen mit Freunden – an den Bussen, U-Bahnen und Trams des gelben Dienstleisters kommt man kaum vorbei. Eigentlich auch eine gute Sache, doch es gibt auch Gelegenheiten, bei denen man von den Verkehrsmitteln im wahrsten Sinne des Wortes nichts hören will.

So ganz klappt das aber nicht. Das merken im Moment Anwohner an der Neuen Schönhauser Straße. Für sie wird die Netzabdeckung gerade zum Albtraum.

BVG bringt Anwohner um den Schlaf

An der Karl-Liebknecht-Straße finden gerade Netzbauarbeiten statt, weshalb die Straßenbahnlinien M5 und M6 umgeleitet werden müssen. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Doch der Krach, mit dem das passiert, bringt die Anwohner an der Umleitungsstrecke der BVG in Mitte auf die Barrikaden.


Auch interessant: Berliner Laterne der Schande! Anwohner fallen vom Glauben ab


Denn ab 5 Uhr morgens rollt die Straßenbahn in der Neuen Schönhauser Straße im Drei-Minuten-Takt um eine Kurve – und das mit ohrenbetäubendem Lärm. Gegenüber der „BZ“ erklärt eine Anwohnerin verzweifelt: „Durch das Quietschen kann ich nicht schlafen, das geht allen anderen Mietparteien mit Schlafzimmerausrichtung zur Straße hin genauso.“ Entrüstet klagt sie: „Das kann man uns nicht antun.“

Lärm geht auf die Gesundheit

Auch Messwerte zeigen: Knattert eine Tram um die Kurve, steigt die Lautstärke auf 93,9 Dezibel. Zum Vergleich: Laut der Krankenkasse AOK besteht bei einer dauerhaften Belastung von 90 Dezibel die Gefahr von Hörschäden. Gemessen werden solche hohen Frequenzen sonst zum Beispiel in lauten Fabrikhallen.

Gemäß der BVG wurde die Umleitung der Tram, die noch bis 21. Juli gehen soll, von den Behörden vor dem Start abgesegnet. Sprecher Markus Falkner betont, dass dabei auch die Interessen der Anwohner berücksichtigt worden sein sollen. Doch diese wussten wohl von nichts. „Uns hat niemand gefragt“, erklärt eine Betroffene dem Blatt. „Unsere Bedürfnisse – wie unser Schlaf – wurden weder erfragt noch berücksichtigt.“


Mehr News aus Berlin:


Eine Alternative, zum Beispiel durch den Einsatz von Bussen statt Straßenbahnen, gebe es laut der BVG aber nicht. Das läge laut Falkner einerseits an den zu engen Straßen, durch die die Linien durch müssen, und andererseits daran, dass aufgrund der Passagier-Kapazität von Trams „mehr Busse als Bahnen eingesetzt werden“ müssten. Damit wäre der Geräuschpegel ähnlich hoch. Den Anwohnern bleibt jetzt also nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. In knapp drei Monaten ist der Albtraum vorbei.