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Cafés in Berlin: Eindeutige Entwicklung – es wird immer weniger

In Berlin gibt es eine vielfältige Gastro-Szene. Doch in Sachen Cafés scheint derzeit das eine oder andere in eine falsche Richtung zu laufen.

© imago images/Ralf Pollack

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Wir waren auf der Essenz Messe in Berlin, wo ein Flashmob für die Vielfalt in der Gastronomie stattfinden sollte.

Die Gastro-Szene in der Hauptstadt ist vielfältig. Es gibt hochklassige Restaurants, eine diverse Imbiss-Szene, die weit über die Klassiker Currywurst und Döner hinausgeht, es gibt zahlreiche Bars, Kneipen – und natürlich gibt es in Berlin auch zahlreiche Cafés.

Diese bieten meist tagsüber Kaffee und Gebäck an und laden so zum Verweilen ein. Zumindest sollten sie das. Denn gerade in Vierteln mit einer hohen Café-Dichte zeigt sich eine für die Besucher wenig schöne Entwicklung.

Cafés in Berlin: Wenig Gemütlichkeit

In vielen Vierteln innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings ist die Dichte an Cafés groß. In Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder Mitte gibt es teilweise mehrere Läden pro Straße. Es gibt größere Ketten wie Starbucks oder Einstein auf der einen und inhabergeführte Läden auf der andere Seite. Eines jedoch haben diese höchst unterschiedlichen Grundkonzepte gemeinsam – sie bestechen nicht gerade durch Gemütlichkeit.

Wer durch die Berliner Innenstadt-Bezirke schlendert, um ein gemütliches Café zu finden, muss immer länger suchen. Zwar gibt es viele Läden, die mit Cappuccino, Gebäck und meistens sogar kostenlosem W-Lan aufwarten, doch wirklich zum Verweilen laden die Läden nicht ein. Und diese Entwicklung hin zu kühlen Läden scheint immer weiter voranzuschreiten.

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Vielmehr wirken viele neue Cafés in Berlin auf den ersten Blick steril, wie ein OP-Saal. Dazu sind viele stark beleuchtet und die Sitzmöbel sind ziemlich eindeutig auf einen kurzen Aufenthalt ausgelegt. Sowohl in Gesellschaft, als auch in der Gruppe sitzt es sich an einladenden Orten doch lieber, als auf harten Stühlen vor weißen Fliesen. Und selbst diejenigen, die ohnehin nur mit ihren Laptops zum Arbeiten kommen, dürften sich ein bisschen mehr Gemütlichkeit wünschen, wenn sie schon vier Euro oder mehr für einen Cappuccino ausgeben.

Warum sind Berliner Cafés

Doch woran liegt dieses Phänomen? Ist diese Art der Einrichtung aktuell einfach die Mode? Oder liegt es daran, dass gerade in Kiezen mit viel Laufkundschaft, Cafés gar nicht wollen, dass die Gäste lange verweilen? Angesichts von Vermietern, die die Ladenmieten in beliebten Straßen seit Jahren immer weiter erhöhen, wäre dies nur allzu verständlich. Schließlich lässt sich an einem schnell freigemachten Tisch wieder neues Geld verdienen. Ein Gast, der mit einem Kaffee länger als eine Stunde sitzt, bringt hingegen nicht so viel Geld ein.


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Und dennoch wäre es schön, wenn es in Berlin wieder mehr Cafés gäbe, die zu einem längeren Aufenthalt einladen. Denn die Menschen in der Stadt sehnen sich auch angesichts eines immer kleiner werdenden Wohnraums nach Treffpunkten in der Öffentlichkeit. Das zeigt sich schließlich auch immer im Frühling – dann nämlich, wenn die Menschen bei den ersten Sonnenstrahlen nach draußen strömen.