Was sich an der Berliner Polizeiakademie in Ruhleben abgespielt haben soll, ist nun wirklich kein Aprilscherz. Im Gegenteil.
Im Oktober 2022 hatte sich Anna-Lena O. (Name von der Redaktion geändert) als Kriminalbeamtin beworben und wurde anschließend zum notwendigen Sporttest geladen. Als die junge Frau die vierminütige Aufgabe zum zweiten Mal nicht bestanden hatte, zog sie alle Register – und landet deshalb nun vor Gericht.
Berlinerin soll attraktives Angebot gemacht haben
Komplett schwarz gekleidet betrat Anna-Lena O. am Dienstagmorgen (1. April) den Gerichtssaal. Die Anspannung war der 28-Jährigen ins Gesicht geschrieben. Als die Staatsanwältin die Anklageschrift verlas, war ihr Blick starr zur weißen Wand nach vorne gerichtet. Offenbar ein ganz anderes Verhalten, welches die Mutter eines achtjährigen Kindes sonst an den Tag lege.

Denn sie soll beim damaligen Polizei-Test aufgrund einer zeitlichen Verzögerung vor dem Start bereits flapsig angemerkt haben, ob man dafür als Kandidatin denn nicht eine zeitliche Gutschrift erhalte. Der Grund, weshalb Anna-Lena O. aber letztendlich vor Gericht landete, war jedoch ein anderer: Laut Anklage soll sie dem Sportlehrer nach der Prüfung das Angebot gemacht haben, mit ihm Essen zu gehen oder miteinander zu schlafen – insofern man dadurch das Ergebnis des Tests zu ihren Gunsten ändern könnte.
Hat Berliner Polizist die Finger mit im Spiel?
Vor dem Amtsgericht Tiergarten ein klarer Fall von Bestechung. Doch hat sich die Tat wirklich so abgespielt? Wie Anna-Lenas Anwalt schildert, soll die Angeklagte bereits im Laufe des Bewerbungsprozess zu einem anderen polizeilichen Angestellten Kontakt gehabt haben. Er rühmte sich damit, „Einfluss auf die Ergebnisse zu haben.“ Dabei soll er ihr das Angebot sexueller Handlungen gemacht haben. Gegen ihn werde derzeit ebenfalls ermittelt.
Doch war die vermeintlich vorherige Situation möglicherweise ein Grund dafür, dass sich Anna-Lena überhaupt für eine derartige Wortwahl entschieden hat? Unklar. Ab diesem Zeitpunkt sollte der Sportlehrer als geladener Zeuge mehr Licht ins Dunkel bringen. Doch wirklich viel Erinnerung an die Begegnung nach dem Sporttest im Flur der Polizeiakademie hatte der 35-Jährige auch nicht mehr.
Berlinerin verspricht „drei Jahre lang Spaß“
So soll Anna-Lena nach ihrem Angebot prompt noch den Satz „War doch nur Spaß!“ hinterher geschoben haben. Für den Sportlehrer dennoch eine ernstzunehmende Aussage: „Ich hatte in dem Moment das Gefühl, dass sie das nicht nur anbietet, sondern auch machen würde.“ Als er ablehnte und betonte, dass die junge Frau mit ihrer zu diesem Zeitpunkt sportlichen Leistung auch in der Ausbildung Probleme bekommen würde, habe sie geantwortet: „Dann können wir drei Jahre lang Spaß haben!“
Nachdem der Bedienstete den Vorschlag energisch zurückgewiesen habe, meldete er den Vorfall in Form einer Mail den Kollegen. Dass dieser Schritt „eine so große Geschichte wird“, sei ihm damals nicht bewusst gewesen. Dass er jedoch komplett richtig gehandelt hatte, stellte die Richterin im Anschluss klar: „Amtsträger müssen geschützt werden.“ Und das könne nur funktionieren, indem derartige Aussagen und vermeintliche Angebote nicht nur ernst genommen, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden.
Berliner Richterin teilt mahnende Worte
Nach einer kurzen Beratung stand für die Vorsitzende allerdings auch fest: Aussage gegen Aussage. Weil der Fall in der Polizeiakademie ohne weitere Zeugen ablief, könne nicht nachgeprüft werden, wie der tatsächliche Wortlaut gesagt und gemeint war. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung einigten sich daraufhin mit dem Zuspruch der Angeklagten, dass das weitere Verfahren eingestellt werde.
Mehr News:
Ganz ohne Folgen blieb die Geschichte für Anna-Lena aber trotzdem nicht. Die 28-Jährige wurde zu 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Zum Abschluss gab es auch noch ein paar mahnende Worte der Richterin mit auf den Weg: „Sehen Sie zu, was sie zukünftig sagen!“