Veröffentlicht inFußball

Antonio Rüdiger: Das DFB-Urteil ist die erwartete Lachnummer

Der heftige Ausraster von Antonio Rüdiger beim spanischen Pokalfinale schockierte am vergangenen Wochenende die Fußballwelt. Zwei Tage später reagierte der DFB auf das skandalöse Verhalten des deutschen Nationalspielers. Die Reaktion ist einfach nur lächerlich. Ein Kommentar.

© IMAGO/ZUMA Press Wire

Borussia Dortmund: 5 Spieler, die viel zu früh verkauft wurden

Für die wenigen Fußballfans, die den Ausraster von Antonio Rüdiger am Wochenende nicht mitbekommen hatten, gibt es hier noch mal die Zusammenfassung der Ereignisse: Der FC Barcelona hatte in einem packenden Pokalfinale wenige Sekunden vor Ende der Verlängerung 3:2 gegen Real Madrid geführt, als Real-Star Kylian Mbappé mit dem Ball tief in der Barca-Hälfte noch mal Tempo aufnahm.

Dabei sprintete Mbappé an Barca-Verteidiger Eric Garcia vorbei und traf diesen unabsichtlich mit der Hand im Gesicht. Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea wertete dies als Foul und entschied auf Freistoß für Barcelona, was die wohl letzte Möglichkeit zum Ausgleich für Real im Keim erstickte. Daraufhin sprangen auf der Real-Bank viele Spieler und Vereinsverantwortliche auf und wüteten heftig gegen den Schiri.

Antonio Rüdiger und sein Mega-Ausraster

Antonio Rüdiger verlor dabei völlig die Fassung und rastete in einem beispiellosen Maße aus. Er bewarf den Schiedsrichter mit umherliegenden Gegenständen und beleidigte ihn als „Hurensohn“ und „Missgeburt“. Mehrere Teamkollegen mussten Rüdiger festhalten, damit dieser nicht noch heftiger ausrastet (hier alle Einzelheiten zum Wutunfall von Antonio Rüdiger).

Mal abgesehen davon, dass es sich bei Bengoetxeas Freistoß-Pfiff um keine klare Fehlentscheidung handelt: Dass ausgerechnet Real Madrid sich jetzt so sehr über einen Unparteiischen aufregt, ist schon absurd genug. Haben die „Königlichen“ in jüngerer Vergangenheit doch vor allem in großen Spielen auffällig häufig von fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen profitiert. Doch die unsportliche Reaktion von Real passt ins Bild bei einem Verein, der sich zuletzt immer wieder als schlechter Verlierer präsentierte. So blieb der Verein zum Beispiel der Verleihung des Ballon d’Or 2024 fern, als bekanntwurde, dass Real-Stürmer Vinicius Junior nur den zweiten Platz hinter Spaniens Europameister und ManCity-Star Rodri belegen würde.

Real Madrid: Unsportliches Verhalten in Serie

Auch vor dem Pokalfinale hatte Real Madrid ein unsportliches Verhalten an den Tag gelegt, das Fußballfans von einer europäischen Spitzenmannschaft noch nie gesehen hatten. Der Verein diffamierte den Referee mit einem unsäglichen Video-Beitrag. Darin hatte Real den 39-Jährigen kritisiert und behauptet, die Chancen auf einen Barca-Sieg wären größer, wenn Bengoetxea das Spiel leitet. Real setzte den Schiedsrichter derart unter Druck, dass dieser wenige Tage vor dem Endspiel in einer Pressekonferenz das Vorgehen von Real unter Tränen scharf kritisierte.

Antonio Rüdiger verlor im Finale des spanischen Pokals die Nerven. Schon im März hatte er mit seiner Kopf-ab-Geste gegen Atletico für einen Skandal gesorgt. Credit: IMAGO/ZUMA Press Wire

Ein derart unsportliches Verhalten zeigte auch Rüdiger bei Real zuletzt mehrmals. So hatte er im Februar nach dem Halbfinal-Hinspiel des spanischen Pokals bei Real Sociedad in der Kabine den Gegner lautstark provoziert. Nur zwei Wochen später sorgte er im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den Stadtrivalen Atletico für den nächsten Eklat, als Antonio Rüdiger die Atletico-Fans mit einer Kopf-ab-Geste provozierte. Die UEFA brummte Rüdiger eine Geldstrafe von 40.000 Euro auf sowie ein Spiel Sperre auf Bewährung.


Auch interessant: Julian Nagelsmann vor dicker DFB-Überraschung? „Eine große Ehre“


DFB-Reaktion zu Antonio Rüdiger ist ein schlechter Witz

Vom spanischen Verband darf Antonio Rüdiger nun sogar eine deutlich höhere Strafe erwarten. Das Werfen eines Gegenstands auf den Schiedsrichter zieht laut Regelwerk eine Sperre von vier bis zwölf Spielen nach sich. Während die UEFA und der spanische Verband angemessen durchgreifen, sorgt einzig der deutsche Verband mal wieder durch Untätigkeit für Kopfschütteln. DFB-Sportdirektor Rudi Völler teilte dem Sport-Informations-Dienst mit, Rüdigers Verhalten sei zwar nicht in Ordnung. Konsequenzen werde Rüdigers Fehlverhalten jedoch nicht haben (hier alle Einzelheiten zur DFB-Reaktion nach dem Ausraster von Antonio Rüdiger).

Nichts anderes durfte man erwarten von einem Verband, der es in der Vergangenheit immer wieder versäumte, in solchen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen und die angebrachten Zeichen zu setzen. Rüdigers Ausraster beim Pokalfinale war nicht einfach nur ein Ausrutscher, der im Eifer des Gefechts schon mal passieren kann. Sein extrem unsportliches Verhalten verstößt gegen jeden Grundsatz eines sportlich fairen Wettkampfs und respektvollen Umgangs.

Sowas darf ein Fußballverband nicht einfach unter den Teppich kehren. Dass ein Spieler nach einem derart heftigen Fehltritt weiterhin ein ganzes Land repräsentieren darf, ist ein katastrophales Zeichen des DFB an alle Fußballspieler und Fans, die mit der gebotenen Achtung vor diesem Sport und ihrem Gegner ein Stadion betreten. Antonio Rüdiger hat in den vergangenen Monaten ein ums andere Mal gezeigt, dass mahnende Worte allein bei ihm offensichtlich keine Besserung bewirken. Es wäre höchste Zeit, dass er nach seinen skandalösen Auftritten mit einer gerechten Strafe wachgerüttelt wird.



Der Wutanfall von Antonio Rüdiger am vergangenen Wochenende war der traurige Höhepunkt in einer Reihe von unrühmlichen Aktionen des Abwehrspielers. Und nun hätte der DFB die Chance gehabt, seinen Fans zu zeigen, dass der Verband seine eigenen Werte ernst nimmt und auch ein Star von Real Madrid sich nicht alles erlauben kann. Mit einer Suspendierung während des Final Four in der Nations League Anfang Juni und womöglich noch weiteren Spielen danach hätten Bundestrainer Julian Nagelsmann und der Deutsche Fußball-Verband ein berechtigtes und starkes Zeichen setzen können. Doch diese Chance hat der DFB verpasst. Mal wieder.