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Berlin: Immer mehr Gewalt in Notaufnahmen – Klinikpersonal ist am Ende

Die Situation in Berliner Kliniken spitzt sich immer weiter zu: Gewalt und Angriffe auf das Personal häufen sich. Ist das die Zukunft?

Berlin
© picture alliance/dpa

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Diese Beobachtung könnte kaum erschütternder sein! In Berlin kommt es immer häufiger zu Gewalt in Krankenhäusern. Die Hemmschwelle zu körperlichen Attacken auf Klinikpersonal scheint weit gesunken zu sein.

So machen traurigerweise immer wieder Schlagzeilen rund um Angriffe auf das Personal der Berliner Kliniken die Runde. Auch die regelmäßige Absicherung der Notaufnahmen durch Polizei und Wachschutz ist keine Seltenheit mehr – andernfalls könnten Ärzte, Pfleger und Co. ihre Arbeit aufgrund von meist großen Ansammlungen Angehöriger von Verletzten nicht mehr problemlos verrichten. Soll das die Zukunft sein?

Berliner Krankenhäuser vermerken immer mehr Gewalt

„Gewalt in Notaufnahmen hat keinen Platz und ist nicht tolerierbar. Die dünne Personaldecke und die Unterfinanzierung belasten die Rettungsstellen, dazu kommen verbale oder körperliche Übergriffe“ stellte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, gegenüber BERLIN LIVE klar. Eine erschreckende Entwicklung – aber: „Die Krankenhaus-Notaufnahmen arbeiten zurzeit schon am Limit und sind trotzdem 24 Stunden an 365 Tagen für die Bevölkerung da.“

Unter den aktuellen Umständen könne es jedoch nicht weitergehen. „Ärzte und Pflegekräfte müssen sich bei ihrer Arbeit für die Patienten sicher fühlen können“, betonte Schreiner. Ein Thema, das die Berliner Kliniken sehr ernst nehmen und ihre Häuser zum Teil mit einem Wachschutz ausstatten, der rund um die Uhr vor Ort ist. „Dies verursacht zusätzliche Kosten für die Häuser, die derzeit nicht erstattet werden“, erläuterte Schreiner.

Berliner Kliniken legen klare Prioritäten fest

Doch wie kommt es überhaupt zu den brutalen Angriffen? „Manchmal führt eine nicht realisierbare Erwartungshaltung der Patienten zu aggressivem Verhalten. Gemeint ist damit das Unverständnis über die Triage, also die Reihenfolge der Behandlung“, erklärte Schreiner gegenüber unserer Redaktion. Dabei gebe es klare Prioritäten: Medizinische Notfälle zuerst, Patienten mit weniger starken Beschwerden müssen mit Wartezeiten rechnen – oder ihren Hausarzt aufsuchen.


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„Generell muss Versorgung dort stattfinden, wo sie medizinisch am sinnvollsten ist“, verriet Schreiner. Doch dazu bedarf es offenbar bei so manchem Patienten noch Information und Aufklärung. Um jedoch die Gewalt und weitere mögliche Attacken zu unterbinden, engagieren sich alle Berliner Kliniken bereits seit Jahren im Bereich Gewaltschutz und Deeskalation.

Ärzte und Pfleger werden speziell geschult

Die Vorfälle scheinen allerdings auch am Klinikpersonal nicht spurlos vorbeizugehen. „Die Mitarbeitenden erhalten Schulungen zum professionellen Umgang mit Aggression und Gewalt. Ziel ist immer die Beruhigung der Situation“, erläuterte Schreiner. Bleibt zu hoffen, dass der Plan aufgeht. Was der Fachmann abschließend betont: „Allgemein müssen helfende Berufe wieder mehr wertgeschätzt werden in unserer Gesellschaft!“