Zum Jahreswechsel herrscht in Berlin traurigerweise ein regelrechter Ausnahmezustand. Während die jüngsten Ereignisse rund um eine mutmaßliche Kugelbombe in Schöneberg nur wenige Tage zurückliegen, verlief die vorherige Silvesternacht kaum besser.
In der Nacht zum 1. Januar 2024 kam es im Sana Klinikum in Lichtenberg kurz nach Mitternacht zu einem brutalen Vorfall: Drei Heranwachsende gingen auf das dortige Personal los, das sich gerade um einen Notfallpatienten kümmerte. Eine Überwachungskamera hielt die üble Attacke fest.
Rund ein Jahr nach der Tat müssen sich zwei der Angeklagten nun vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Tiergarten verantworten. BERLIN LIVE war beim Prozessauftakt dabei.
Berliner Klinikpersonal wird brutal attackiert
Mit den Händen und Papier verdecken die Brüder Darko T. und Ljubomir T. ihre Gesichter vor der Presse. Was in der besagten Nacht vorgefallen ist, sei dem Geschwister-Duo mehr als unangenehm. Wie einer der Verteidiger versichere, „schämt sich“ sein Mandant dafür, dass die Aufnahme der Kameras mit ihm als Paradebeispiel für Gewalt gegenüber Rettungskräften immer wieder in den Medien auftauche.
Was genau vorgefallen ist, daran könnten sich beide Angeklagten nur noch vage erinnern: So soll sich Ljubomir T. nach zwei Flaschen Wodka „sehr betrunken gefühlt“ und an einem Glas verletzt haben. Mit blutender Schnittverletzung am Unterarm begab er sich mit seinem Vater, Bruder Darko und einem weiteren Jugendlichen im Alter von 16 Jahren in die Notaufnahme. Nachdem sich die Beteiligten nicht gut umsorgt gefühlt hatten, eskalierte die Situation komplett.
Berliner Wachdienst macht sich schnell aus dem Staub
Von dem unbekannten 16-Jährigen der mitunter für den größten Trubel in der Ambulanz gesorgt hatte, fehlte am Tag der ersten Verhandlung jedoch jede Spur. Sein Verfahren ist vorläufig eingestellt – der Grund: Man kenne den Aufenthaltsort des Heranwachsenden nicht. Und nicht nur dieser Fakt sorgt für Erstaunen. So kamen am 14. Januar vor Gericht noch weitere fragwürdige Details ans Licht.
Unter anderem habe es laut der Aussage des geschädigten Arztes, der als Zeuge geladen war, in der Tatnacht auch einen Wachschutz vor Ort gegeben. Den Security-Angestellten habe der Mediziner in der Notlage allerdings gar nicht zu Gesicht bekommen: „Er verlässt die Szenerie relativ schnell.“ So deute auch im Video alles darauf hin, dass der Sicherheitsmann schnell das Weite gesucht hatte und gar nicht erst zur Hilfe geeilt war. Stattdessen kamen nach einer gefühlten Ewigkeit die Angehörigen einer anderen Patientin ins Spiel.
Berliner Polizei in Silvesternacht nicht erreichbar
Statt des hauseigenen Wachdiensts stellten sich die drei jungen Männer vor das Prügel-Trio und versperrten dadurch den Weg zum verletzten Krankenhauspersonal, um bis zum Eintreffen der Polizei noch Schlimmeres zu vermeiden. Nach rund 15 Minuten sollen laut Schilderung des Arztes die alarmierten Beamten dann auch mit mehreren Streifenwagen eingetroffen sein.
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Dennoch eine erstaunliche Dauer, immerhin soll eine Kollegin bereits vor den ersten Schlägen und Tritten schon den Notrufknopf getätigt haben. Doch wie sich der Arzt zurückerinnerte, habe man in dieser Nacht Probleme gehabt, den Notruf zu erreichen. Vielleicht den zahlreichen Vorfällen in der Silvesternacht geschuldet? Nur eine von vielen Fragen, die noch vollkommen ungeklärt sind. Am 28. Januar soll der Prozess in die nächste Runde gehen – hoffentlich mit mehr Klarheit.