Dieser Fall erschütterte nicht nur ganz Berlin. Am 6. April 2023 kam es zu der brutalen und vor allem heimtückischen Tat. Hassem B. ließ sich nach seiner Ankunft am Berliner Südkreuz mit einem Taxi nach Wilmersdorf fahren. An der Adresse in der Nähe des Grunewalds angekommen, zückte der 24-Jährige ein Messer und ersticht den Fahrer.
Während das Opfer den schweren Verletzungen am Hals erlag, sackte der Angeklagte den 10-Euro-Schein von der Ablage des Armaturenbretts ein – auf das Geld des Taxifahrers hatte es der gebürtige Tunesier bereits vor seiner Tat abgesehen. Am Dienstag (29. August) musste sich Hassem B. nun wegen Mordes aus Habgier und Raub mit Todesfolge vor dem Berliner Landgericht verantworten.
Berlin: Prozessauftakt zum brutalen Mord an einem Taxifahrer
Bedrückende Stimmung am Dienstagmorgen im Saal 701 des Berliner Landgerichts. Während die Bänke für Zuschauer bis auf den letzten Platz voll mit Angehörigen, Freunden und Kollegen des verstorbenen Taxifahrers waren, saß der Angeklagte mit einem Bauchgurt und Handschellen in einem von Beamten bewachten Glaskasten hinter seiner Verteidigerin.
Ein unüblicher Anblick bei einem Prozess – der zugleich allerdings auch darauf hinwies, dass Hassem B. andere Menschen in seinem Umfeld gefährden könnte. Viele Worte verlor der seit 2017 mit Flüchtlingsstatus in Belgien lebende Mann nicht. Stattdessen entschied sich der Vorsitzende dazu, das Video des polizeilichen Verhörs vom 20. April in Berlin zu zeigen.
Berlin: Angeklagter „wollte töten“
Mit den Worten „Ich wollte jemandem Geld wegnehmen und töten“ schilderte Hassem B. damals seine Gründe für die entsetzliche Tat. Mit dem Ziel, nach Oslo zu fahren, sei er am Tag der Tat gegen 4 Uhr in der Früh an einem ihm unbekannten Bahnhof gestrandet. Voller Hunger und ohne Geld in der Tasche hatte er sich nach einem möglichen Opfer umgesehen – erfolglos: „Hatte niemanden gefunden, dem ich so etwas antun kann.“
Auf Nachfrage einer Polizistin, wieso er sein Vorhaben, jemanden zu töten, nicht im Zug „erledigte“, antwortete der Angeklagte schlicht, dass dies kein Ort für eine solche Tat sei. Ohnehin gäbe es zu viele Zeugen und keine Fluchtmöglichkeit. Offenbar ein Profi mit gewissen Kenntnissen. Grausame Tatsache: Nur wenige Tage zuvor soll Hassem B. seine frühere Freundin erstochen haben – mutmaßlich aufgrund von Eifersucht und mit exakt der gleichen Tatwaffe.
Am Berliner Südkreuz stieg Täter ins Taxi ein
Am Berliner Südkreuz traf es dann das nächste unschuldige Opfer: den Taxifahrer. Ihm befahl Hassem B. unter dem Vorwand, in ein Hotel zu wollen, in die Brahmsstraße in Berlin-Wilmersdorf zu fahren. Den Ort in der Nähe des Grunewalds habe er bereits zuvor in seiner Navigator-App herausgesucht und durch die angrenzenden Grünflächen als passend empfunden: „Habe nur darauf gewartet, bis er hält, um ihn zu töten.“ Dann ging alles ganz schnell. „Ich habe ihn festgehalten, damit ich ihm die Kehle durchschneiden konnte“, gestand der 24-Jährige.
Worte, die selbst Außenstehende im Gerichtssaal nicht kalt ließen. Auf der Seite der Gegenkläger kullerten besonders bei der detailgenauen Beschreibung der Tötung mit dem Militärmesser die Tränen über die Wangen. Den Fahrer um Geld zu bitten, sei Hassem B. erst gar nicht in den Sinn gekommen – sein Stolz zu groß.
Berliner Landgericht rechnet Ende September mit Urteil
Als das Opfer mit tiefer Stichwunde im vorderen Halsbereich aus dem Wagen zu flüchten versuchte, krallte sich der Angeklagte die herumliegenden zehn Euro und machte sich aus dem Staub. Von seiner mageren Beute, für die ein Menschenleben draufging, kaufte sich Hassem B. kurz darauf Chips und eine Capri-Sun: „Es hat gereicht, um meinen Bauch zu füllen und weiterzufahren.“ Mit dem Bus zurück zum Südkreuz setzte er seine Reise per Zug nach Oslo fort.
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Dass er zu dieser Zeit bereits mit europäischem Haftbefehl gesucht wurde, war ihm offenbar nicht bewusst. Untertauchen wollte er dennoch. Am Bahnhof in Flensburg wurde Hassem B. dann wegen seiner vorherigen Tat geschnappt und festgenommen. Obwohl der gebürtige Tunesier den Mord an dem Berliner Taxifahrer bereits gestand, ist mit dem endgültigen Urteil erst Ende September zu rechnen – es seien noch Rechtsfragen zu klären. Bis dahin kommt Hassem B. im Krankenhaus des Maßregelvollzugs in der JVA Berlin-Moabit unter.