Nach der Corona-Pandemie ist der Bedarf an gefährlichen Virus-Erkrankungen bei den meisten Menschen wahrscheinlich für das ganze Leben gedeckt. Lockdowns, Schließungen der Schulen der Gastronomie und der Grenzen – all das hat seine Spuren hinterlassen und bedarf eigentlich keiner Auffrischung.
Doch nach mehreren deutschen Städten wurde jetzt auch in Berlin ein gefährliches Virus im Abwasser entdeckt, das im schlimmsten Fall zu dauerhaften Lähmungen oder sogar zum Tod führen kann. Experten sind besorgt.
Berlin: RKI ist in Sorge
Polio galt in Deutschland eigentlich als ausgerottet, doch es scheint als hätte sich das Virus seinen Weg wieder vorgebahnt. Nach dem Fund von Polioviren in München, Bonn, Köln, Hamburg, Dresden, Düsseldorf und Mainz sind die Erreger nun auch in Proben aus Stuttgart und Berlin nachgewiesen worden, so das Robert Koch-Institut (RKI).
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Bei den Erregern handelt es sich demnach nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. Und das, obwohl diese Impfform in Deutschland nicht mehr genutzt wird.
Die abgeschwächten Viren können von Geimpften bis zu sechs Wochen lang ausgeschieden und weiterverbreitet werden. Das aktuelle Problem: Die gefundenen Viren haben sich so verändert, dass sie unzureichend geimpfte Menschen potenziell krank machen können.
Virus wurde in mehreren Ländern gefunden
Im Moment ist unklar, wie das Virus nach Deutschland gelangen konnte – ob es etwa aus dem Ausland eingeschleppt oder bereits im Land eine Übertragung stattgefunden habe, erklärt das RKI. Denn Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem Polioviren im Abwasser entdeckt worden. Auch in Spanien, Polen, Großbritannien und Finnland gab es positive Proben.
„Es ist unklar, wie viele Länder Europas betroffen sind, da Abwassertestungen auf Polioviren nur in 23 der 53 Länder der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation durchgeführt werden“, so das RKI. Immerhin: Bisher gibt es weder in Berlin oder Deutschland noch in den anderen Ländern Verdachtsfälle auf erkrankte Menschen.
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Die deutschlandweit letzten positiven Proben wurden den Experten zufolge Mitte Dezember in Köln, Bonn und Düsseldorf entdeckt, doch stünden die Ergebnisse von Proben, die über den Jahreswechsel genommen worden, noch aus.
Polio wird oft über verunreinigtes Wasser übertragen. Eine Therapie dagegen gibt es bisher nicht. Einzig eine Impfung kann vor der Infektion schützen. Laut dem RKI sollen angesichts der aktuellen Lage versäumte Impfungen schnellstmöglich nachgeholt werden. (mit dpa)