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Berlinerin zögert bei schwerem Unfall keine Sekunde: „Hab seinen Kopf in meinen Schoß gelegt“

Der 9. Juni 2024 wird Melanie Bartels und Claus Schäfer wohl für immer in Erinnerung bleiben. Der Tag änderte für die Berliner so einiges…

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© Jana Wengert / BERLIN LIVE

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Es ist der 9. Juni 2024 – ein sonniger Sonntagmorgen in Berlin-Gesundbrunnen, an dem sich Melanie Bartels kurz vor 6 Uhr auf den Weg zu ihrer Schicht ins Krankenhaus aufmachte. Doch plötzlich kam alles anders als erwartet.

An der Ecke Soldiner Straße / Prinzenallee hatte sich ein schwerer Unfall ereignet: Während die Ampeln noch ausgeschaltet waren, nahm ein Autofahrer Feuerwehrmann Claus Schäfer auf seinem Motorrad die Vorfahrt. Der Biker flog durch den Crash rund 15 Meter durch die Luft. Die 38-Jährige kam als Ersthelferin vor Ort an – und zögerte keine Sekunde.

Berlinerin kommt als Ersthelferin zu schwerem Unfall

„Ich hab seinen Flug nicht mehr gesehen“, erinnerte sich Bartels im Interview mit BERLIN LIVE zurück. „Der war aber bestimmt nicht schlecht“, konterte Schäfer prompt. Worüber die beiden heute scherzen können, war in dem besagten Moment hingegen keinesfalls zum Lachen. „Das Motorrad war nicht wieder zu erkennen“, beschrieb die junge Mutter die damalige Szenerie weiter. Weil noch niemand an der Seite des am Boden liegenden Feuerwehrmannes war, eilte sie zu ihm.

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Claus Schäfer bei der Verleihung „Engel der Großstadt“ neben seinem Schutzengel, Melanie Bartels. Credit: Jana Wengert / BERLIN LIVE

„Ich hab seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt und hab einfach mit ihm gesprochen: Claus, wir schaffen das zusammen, Bleib wach! Ja, dein Bein ist kaputt, es sieht schlecht aus und du hast Schmerzen, aber du kannst deine Arme bewegen, das ist super“, erläuterte die 38-Jährige. Das Ausmaß der Verletzungen hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wirklich wahrgenommen: „Er hat unheimlich viel Blut verloren, ich wollte ihn wachhalten. Ich hab einfach nur gehofft, dass schnell die Rettungskräfte kommen.“ Doch das dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Der Biker habe vor Schmerzen geschrien, sei aber glücklicherweise nicht ohnmächtig geworden.

Berliner Feuerwehrmann liegt nach Crash hilflos am Boden

„Ich weiß nur noch, dass sie meine Hand gehalten hat“, schilderte Claus Schäfer das Erlebnis rückblickend aus seiner eigenen Perspektive. Und das riesige Penny-Schild habe er noch in Erinnerung – immerhin sei das am Boden liegend genau in seinem Blickfeld gewesen. Melanie Bartels‘ Anwesenheit habe jedoch gefruchtet: „Das hat mich wirklich beruhigt.“

Im Krankenhaus stellten die Ärzte dann nicht nur fest, dass Schäfers Ober- und Unterschenkel gebrochen waren – auch die gesamte Haut war abgelöst und musste neu transplantiert werden. Vier Monate im Klinikum und anschließend weitere zwei Monate in Reha standen auf dem Programm. Seinen Job kann der Brandschützer an den Nagel hängen. Aber: „Das erste, was ich am Krankenbett gesagt hab, war – ich muss diese Frau finden“, gab der Feuerwehrmann offen und ehrlich zu.

Berliner Krankenschwester ist ein „Engel der Großstadt“

„Zeugen haben mir gesagt, sie hat rote Haare zu diesem Zeitpunkt gehabt. Ich dachte mir, ich stelle mich an diese Kreuzungsecke, weil wer Sonntagfrüh um 5.40 Uhr da fährt, der muss ja dann irgendwo im Krankenhaus arbeiten“, zählte Schäfer eins und eins zusammen. Die Kollegen der Polizei machten es ihm jedoch einfacher und ermöglichten es, seiner Retterin einen Brief zukommen zu lassen. Dadurch kam dann auch der Whatsapp-Kontakt zustande.

Am vergangenen Freitag (31. Januar) wurde Melanie Bartel dann nicht nur im Rahmen der Feuerwehr-Ehrverleihung „Engel der Großstadt“ für ihre tapfere Hilfe am Unfallort ausgezeichnet, sondern traf erstmals auch wieder auf den verunglückten Biker Claus Schäfer: Mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand schenkte er der jungen Mutter eine lange Umarmung und sprach ihr seinen größten Dank aus.


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Ein rührender Anblick, der auch mal den belastbarsten Rettungskräften ein Tränchen in die Augen schießen lässt. Den Ort des Geschehens hat Claus Schäfer bisher übrigens gemieden, während Melanie Bartels inzwischen wieder fast täglich daran vorbeifährt. Die Erinnerung kommt jedes Mal aufs Neue hoch: „Aber in einem Guten, denn er hat ja überlebt!“