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Berliner Unternehmen friert Menschen ein – „Das ist eine Kuriosität. Muss das sein?“

Ein Berliner Unternehmen will Menschen ein Leben nach dem Tod ermöglichen. Eine Sache findet dabei selbst der Chef Dr. Kendziorra kurios.

© Tomorrow Bio

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Ein Berliner Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen, die das wollen, ein Leben nach dem Tod zu ermöglichen. Nicht im Himmel, sondern erneut auf dieser Erde. Dafür hat Tomorrow Bio ein eigenes Konzept, sowie einzigartige Geräte entwickelt. BERLIN LIVE hat das Unternehmen in Berlin-Mitte besucht und durfte sich den speziellen Krankenwagen mal genauer anschauen mit dem die Reise der Kunden beginnt.

Während das Unternehmen seinen Sitz in Berlin hat, werden die toten Körper der Kunden in der Schweiz gelagert. Kommen sie dort an, ist die Körpertemperatur der Leichen bereits auf circa -80 Grad Celsius heruntergekühlt. Doch das ist noch nichts im Vergleich zu der finalen Temperatur, auf die die Körper am Ende gebracht werden.

Von Berlin in die Schweiz

In Deutschland gilt eine allgemeine Friedhofspflicht. Diese besagt, dass Menschen auf einem Friedhofs bestattet werden müssen. Es gibt jedoch Ausnahmen, für diejenigen, die das nicht wollen. So ist zum Beispiel eine Körperspende an ein Medizinisches Institut oder Forschungsinstitut möglich. Diese Ausnahme nutzt das Berliner Unternehmen Tomorrow Bio. Offiziell geht der tote Körper als Spende an die schweizerische Stiftung European Biostasis Foundation (EBF).

„In der Schweiz angekommen, sind wir bei -80 Grad. Von -80 Grad kühlt man jetzt so schnell wie möglich auf -120 Grad und dann so langsam wie möglich auf -196,“ erklärt der Mediziner gegenüber unserer Redaktion.

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Gehe man unter -130 Grad, würde das Gewebe des menschlichen Körpers in einen neuen Zustand übergehen, so der Mediziner weiter. „Das ist nicht mehr flüssig und auch nicht gefroren. Der Zustand nennt sich Vetrifiziert – das ist so ein glasähnlicher Zustand.“ Würde man zu schnell herunterkühlen, könnten Risse im Gewebe entstehen und nachhaltige Schäden hinterlassen.

Zudem gefrören verschiedene Teile des Körper unterschiedlich schnell. Das Alles muss sorgfältig kontrolliert und gesteuert werden. Circa 100 Stunden dauert der Prozess, „also wirklich so langsam, wie es nur irgendwie geht.“ In der Schweiz habe das Unternehmen Spezialtechnik dafür gebaut, die diese langsame Kühlung möglich mache. Die Leichen werden bei -196 Grad gekühlt.

„Das ist eine Kuriosität“

Im Lager in der Schweiz ist man auf sämtliche Szenarien vorbereitet: „Bei der Kryokonservierung planen wir alle Eventualitäten der Zukunft mit ein. Wir versuchen alle Risiken die vielleicht auftreten könnten zu minimieren. Wir haben das Lager in der Schweiz gebaut, weil die Schweiz ein stabiles Land ist. Die Lagerung ist unterirdisch.“

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Gelagert werden die toten Körper in einem Tank, in den sie kopfüber hinein kommen. Ein Kuriosum, um das auch Kendziorra weis: „Das ist eine Kuriosität, bei der man erst einmal denkt: Muss das sein?“ Doch es gibt eine ganz plausible Antwort!

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Die Tanks werden wöchentlich mit dem konservierenden Flüssigstickstoff aufgefüllt, denn dieser verdampft mit der Zeit. „Dieser Tank geht von oben leer. Wir wollen dass der Kopf, als aller letztes noch gekühlt wird. Der Kopf ist natürlich das Wichtigste – wegen dem Gehirn.“

Dass der Tank einmal so leer wird, dass der Körper nicht mehr gekühlt wird – dazu soll es gar nicht erst kommen. Doch im Falle des Falles könne man in der Zukunft den Rest des Körpers in 3D drucken, so der Chef des Berliner Unternehmens. „Das Gehirn ist unersetzlich. Da sind die Persönlichkeit, die Erinnerungen, die Identität drin. Alles, was die Person wertschätzt, ist im Gehirn.“

Wie ist das mit den Erinnerungen?

Doch, dass diese überhaupt in ein zweites Leben transferiert werden können, wird von anderen Wissenschaftlern bezweifelt. Dr. Jörg Klug ist ehemaliger Molekular- und Zellbiologe an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er argumentiert: „Was passiert mit unseren Erinnerungen nach dem Tod? So wie es aussieht werden unsere Erinnerungen sehr schnell nach dem Tod irreversibel gelöscht. Ein Weiterleben nach dem Tod würde aber nur mit unseren individuellen Erinnerungen Sinn machen.“


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Wie Dr. Emil Kendziorra bei einem Gespräch in Berlin erzählt, würden die meisten seiner Kunden diese Aussage unterstützen. „Alle Leute, die das machen, für die ist der Wert in der Zukunft mit ihren Erinnerungen, mit ihrer Identität, mit ihrem Ich wieder zu leben.“ Entsprechend sei es der Anspruch des Unternehmens das auch bieten zu können. „Sonst ist das ganze Thema fehlgeschlagen.“ Genau hinter der zentralen Frage stehen also noch einige Fragezeichen.

Das kostet es ein Gehirn einzufrieren

Wer sein Gehirn bei Tomorrow Bio einfrieren lassen will, muss bei seinem Tod einmalig 75.000 Euro zahlen. Für den ganzen Körper fallen 200.000 Euro an. Diese Summen werden in der Regel durch eine Versicherungspolice abgedeckt, in die die Kunden im Vorhinein einbezahlen. Wie viel dafür monatlich anfällt, rechnet sich je nach Alter und Krankenhistorie bei jedem Kunden verschieden. Zudem fällt ein monatlicher Betrag für die Mitgliedschaft an.


Die anderen Teile der Serie findest du hier:


Wie aber soll ein zweites Leben nach dem Tod aussehen? Das erfährst du in Teil 4 dieser Serie.