Im Südosten Berlins werden derzeit immer mehr Wildschweine außerhalb ihres natürlichen Wohnraumes gesichtet. Die Tiere dringen vom Wald in Siedlungsgebiete vor und stoßen dort auf Menschen, die von diesem Anblick nicht selten irritiert sind.
Warum dem so ist weiß Derk Ehlert, Wildtierexperte der Senatsverwaltung Berlin. Im Gespräch mit BERLIN LIVE erklärt er das ungewöhnliche Verhalten der Tiere und stellt gleich zu Beginn fest, das bei Weitem nicht nur auf die Berliner Wildschweine zutrifft.
Berliner Wald: Das Zuhause vieler Wildschweine
„Das Phänomen haben wir in ganz Berlin und sogar bundesweit. Aber vor allem in Berlin und Brandenburg haben wir in diesem Jahr auffallend mehr Bewegung der Wildschweine. Der Grund liegt zum einen an den letzten zwei Jahren, weil es hier mehr geregnet hat und der Boden feuchter ist. Die Bodenorganismen – zum Beispiel Wurzeln Pilze, Würmer und Käferlarven – sind deshalb auch in den höheren Bodenschichten aktiver und somit für Tiere wie Wildschweine gut erreichbar ist.“
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Dass die Wildschweine besonders oft an Straßenränder gesichtet werden, hat folgenden Grund: Unsere Straßen sind aus Asphalt. „Wenn es regnet, geht das Wasser am Rand weg, sickert da ein, und deswegen sind die Straßenränder immer mehr durchfeuchtet als alle anderen. Deswegen kommen die Schweine oder auch andere Tiere gerne an den Straßenrand und suchen dort nach Nahrung.“
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Der zweite Grund seien die Eichen und ihre Eicheln. 2024 seien „vermehrt Eicheln runterfallen, die die Schweine fressen um ausreichend gestärkt zu sein für den Winter“, führt der Wildtierexperte weiter aus. In Treptow-Köpenick zum Beispiel gäbe es überwiegend Kiefernwald – „und unter Kiefern lässt es sich als Wildschwein schlecht leben. Also gehen sie dahin, wo es mehr Futter für sie gibt. Da ist es nun einmal der Garten, wo Eichen stehen.“
Was tun wenn man ein Wildschwein vor sich hat?
„Wenn man Wildschweinen begegnet, dann ist es ganz wichtig, ruhig zu bleiben, Abstand zu halten und die Tiere nicht einzuengen. Es geht grundsätzlich von den Wildschweinen keine Gefahr aus.“ Er versteht, dass die Tiere aufgrund der Größe „mächtig und angsteinflößend“ seien – Angst brauche man aber nicht zu haben. Wer einen Hund dabei hat, sollte diesen unbedingt angeleint lassen. „Das gilt übrigens auch für Hunde-Auslaufgebiete im Wald.“