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Berlins neue Image-Kampagne sorgt für heftige Reaktionen – „Peinlich“

Seit einigen Tagen schmücken bunte Plakate mit ironischen Sprüchen Berlin. Was halten die Berliner von der neuen Image-Kampagne?

© Sophia Weimer/dpa

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

„Arm, aber sexy!“ So beschrieb Klaus Wowereit, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, die Hauptstadt im Jahr 2003. Der Spruch wurde unzählige Male zitiert und schließlich zum Leitmotiv der Stadt.

Das war einmal. Heute ist Berlin weder arm noch wirklich sexy. Die Mieten stiegen seit Anfang der 2000er drastisch an. Investoren und Gentrifizierung lassen die Stadt um ihren rauen Charme kämpfen. Die Stadt braucht ein neues Image, dachte sich der Senat. Doch nicht bei allen Berlinern kommt das gut an.

Berlins Image-Kampagne mit „Ecken und Kanten“

Seit Donnerstag (5. September) sind überall in Berlin bunte Plakate mit ironischen, fast schon provokanten Sprüchen zu sehen. Mit Aussagen wie „Wenn wir nix auf die Reihe kriegen, warum stehen dann alle Schlange?“ oder „Was heute in Paris und Mailand läuft, lief gestern schon über die Warschauer“ will der Berliner Senat für mehr Zusammenhalt in der Hauptstadt und Ansehen in anderen deutschen Städten werben.

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Für die Image-Kampagne hat sich der Senat mit einer Werbeagentur zusammengetan. Insgesamt 1,5 Millionen Euro haben das Land Berlin und Partner für Berlin, dem Zusammenschluss der Wirtschaft, dafür ausgegeben. Dominic Czaja von der Agentur Dojo sagt, der Senat habe sich in seinem Auftrag etwas mit Ecken und Kanten gewünscht, das „nach Berlin klingt.“

Neue Image-Kampagne sorgt für Aufruhr – „Ein Armutszeugnis für die Stadt“

Ob das geklappt hat? Bei den Berlinern stößt die Image-Kampagne auf gespaltene Reaktionen. „Seien wir ehrlich, es ist das Beste, was man machen kann, wenn man den Auftrag kriegt, eine dysfunktionale, dreckige und überfüllte Stadt zu promoten. Ich finde es in Ordnung, das ganze mit Humor und Sarkasmus anzugehen“, schreibt ein Berliner im Internet-Forum Reddit. Ein anderer stimmt ihm zu: „Also bei einigen dieser Sprüche musste ich schon lachen. Und vieles passt wirklich gut zu Berlin.“

Viele der User haben da allerdings eine ganz andere Meinung. Sie finden die Kampagne „jenseits von Peinlich.“ Für diese Berlinerin ist der Versuch des Senats zum Scheitern verurteilt. Sie findet „diese Variationen von ‚arm aber sexy‘ haben spätestens in den letzten 10 Jahren sowohl ihren Reiz, als auch ihren Wahrheitsgehalt verloren. Inzwischen ist Berlin immer noch arm und darüber hinaus genauso teuer, wie viele andere Großstädte auch.“


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Auch dieser User ist nicht gut darauf zu sprechen: „Dass Leute bei gewissen Clubs Schlange stehen, ist Verdienst der Clubs und nicht der Stadt Berlin. Verdienst der Stadt Berlin ist es, Clubs durch Autobahnbau in Gefahr zu bringen. Wo Leute noch anstehen: Wohnungsbesichtigungen. Ein Armutszeugnis für die Stadt, dass man es nicht schafft, genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Kampagne ist eine Verschwendung von Geld, aber damit kennt man sich ja aus.“