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Frauentag in Berlin: Bittere Gewissheit – so gefährlich ist der eigene Partner

Der Frauentag in Berlin naht und mit ihm gerät auch die Gewalt gegen Frauen wieder stärker in den Fokus. Auch in der Hauptstadt ist das ein Thema.

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Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Seit 2019 ist der Internationale Frauentag in Berlin ein gesetzlicher Feiertag. Für die Menschen in der Hauptstadt bedeutet dies einen zusätzlichen freien Tag. Den nutzen viele Berliner auch dazu, um zu demonstrieren – und um die Missstände aufzuzeigen, unter denen Frauen noch immer zu leiden haben.

Einer betrifft die Gewalt an Frauen, die vor allem auch in der eigenen Partnerschaft stattfindet, wie die Statistik der Berliner Polizei auch immer wieder darlegt. Die Zahl der Fälle wurde in den letzten Jahren immer größer.

Frauentag in Berlin: Der Partner als Täter

Die Zahlen sind eindeutig. Im Jahr 2023 wurden in Berlin 12.682 Gewalttaten in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften registriert – ein Höchststand in den letzten zehn Jahren. Die Opfer waren zu mehr als 77 Prozent Frauen. Besonders oft kam es dabei zu einfacher Körperverletzung (Opfer zu 75 Prozent Frauen), Bedrohung (85 Prozent), schwerer oder gefährlicher Körperverletzung (60 Prozent) oder Stalking (89 Prozent).

Am eindeutigsten ist die Verteilung bei der Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hier waren 96,4 Prozent der Betroffenen weiblich. Und auch bei der Zahl der Tötungsdelikte waren sieben der elf Opfer Frauen.

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Wegen Zahlen wie dieser sagt die Berliner Anwältin und Autorin Christina Clemm im Gespräch mit BERLIN LIVE: „Für eine Frau ist immer noch der gefährlichste Mensch in ihrem Leben ihr eigener Partner.“ Zudem erklärt sie, dass die Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik nur einen Bruchteil der tatsächlichen Delikte abbilden würden. Wie hoch die Dunkelziffer ist, kann man derzeit nur raten, denn die letzte Dunkelfelduntersuchung stammt aus dem Jahr 2004 – ist also mehr als 20 Jahre alt.

Gewalt endet nicht nach Trennung

Was für viele Frauen in Berlin und an anderen Orten brandgefährlich ist: Für viele endet die Gewalt durch den (Ex-)Partner nicht mit dem Ende der Beziehung, einem klaren Nein oder einer Anordnung durch ein Familiengericht. Das kann durch das Gewaltschutzgesetz (GewSchG) nämlich ein Kontaktverbot, ein Annäherungsverbot oder eine Wohnungsüberlassung anordnen, um eine betroffene Person zu schützen.

Doch auch gegen diese Anordnungen wird immer wieder verstoßen. Im Jahr 2023 hat die Berliner Polizei 1.681 Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz registriert. In 1.424 Fällen war die Geschädigte eine Frau – durchschnittlich vier Mal am Tag alleine in Berlin. Die Polizei selbst geht zudem von einer Dunkelziffer in unbekannter Höhe aus. Wenn es zu solchen Verstößen kommt, kann die Polizei zunächst nur eine Anzeige schreiben. Geahndet werden diese später von Gerichten. Das kann dauern.


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Zu diesen Zahlen passt auch eine andere, die die Berliner Polizei im vergangenen Jahr veröffentlichte. Während rund 20 Prozent aller angezeigter Körperverletzungen innerhalb von ehemaligen oder aktuellen Partnerschaften stattfinden, sind es mehr als 40 Prozent aller in Berlin angezeigter Stalking-Fälle. Wie viele dieser Stalking-Fälle letztendlich in Gewaltdelikten münden, kann die Polizei laut eigener Aussage nicht im „automatisierten Verfahren“ feststellen. Datenlücken wie diese sind laut Anwältin und Autorin Clemm ein bedeutender Teil des Problems.

Das ganze Interview mit Anwältin und Autorin Christina Clemm liest du am Samstag, 8. März bei BERLIN LIVE.