Die Mieten in Berlin steigen von Jahr zu Jahr. Viele Menschen suchen händeringend nach bezahlbarem Wohnraum. Aus diesem Grund ist es ziemlich unverständlich, wenn Wohnungen zum Teil monatelang leer stehen.
Obwohl es in Berlin seit 2014 ein sogenanntes Zweckentfremdungsverbot gibt, welches dafür sorgen soll, dass Vermieter mit einem Bußgeld belegt werden können, wenn sie eine Wohnung über drei Monate leer stehen lassen, scheint es in der Hauptstadt weiterhin viel zu viel Leerstand zu geben. Auch im konkreten Fall geht es offensichtlich einmal mehr um eine möglichst hohe Rendite.
Mieter in Berlin suchen händeringend nach bezahlbarem Wohnraum
Laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gibt es in der Hauptstadt über 40.000 leer stehende Wohnungen (Stand 2022). Dennoch suchen deutlich mehr Menschen nach einer bezahlbaren Bleiben. Wie die Senatsverwaltung für Soziales berichtet, sollen über 50.000 Berliner aktuell keine eigene Wohnung haben. Wie es zu dieser Diskrepanz auf dem Wohnungsmarkt kommen kann, zeigt ein aktueller Artikel der „taz“.
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Laut Recherchen der „taz“ stehen in einem Mietshaus in der Paul-Heyse-Straße in Friedrichshain aktuell mehrere Wohnungen leer. Diese soll die Nena Hospitality GmbH (Nena) angemietet und in der Vergangenheit als WGs untervermietet haben. Jahrelang verdiente die Nena mit diesem Geschäftsmodell gutes Geld.
Unternehmen möchte seine Wohnungen lieber möbliert vermieten
Doch nun soll sich das Unternehmen umorientiert haben, um in Zukunft möblierte Kurzzeitunterkünfte anzubieten. Laut der „taz“ soll Nena schon sechs solcher Apartmentkomplexe betreiben. Um noch mehr Wohnungen in diesem Stil vermieten zu können, scheint Nena nun seine alteingesessene Mieter loswerden zu wollen.
Sobald ein Mieter eine WG, wie die in der bereits erwähnten Paul-Heyse-Straße verlässt, würde das Zimmer nicht mehr neu vermietet. Das behaupten jedenfalls betroffene Mieter aus dem Haus. Genutzt werden dürften die leer stehenden Zimmer aber wohl auch nicht. Die verbliebenen Mieter haben dieses Unding nun öffentlich gemacht. Gegenüber der „taz“ klagen sie: „Nena will uns einschüchtern.“
Betroffen klagen öffentlich: „Nena will uns einschüchtern“
Auch auf der Social-Media-Plattform Reddit wird das Vorgehen von Nena heiß diskutiert. Ein User prahlt hier sogar mit dem Geld, das er auf ganz ähnlich Weise verdienen würde: „Ich selbst habe zu Zeiten des (zum Glück inzwischen gekippten) Mietpreisdeckel eine größere Sechs-Zimmer-Wohnung als WG vermietet.“
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Dies sei für ihn richtig rentabel gewesen, da die Mieter nach der Beendigung des Studiums meist wieder ausgezogen seien. Nach schätzungsweise vier Jahren hätte er die Miet dann weiter erhöhen können. „Die wohlhabenden Eltern von denen haben immer pünktlich gezahlt und die Wohnung wurde nicht verwohnt“, schreibt der Vermieter. „Besser geht’s nicht.“
Wohnungsvermieter sorgt für heftige Diskussion auf Reddit
Wie man sich vorstellen kann, erntete der Mann auf Reddit nur sehr wenig Beifall. In einer Antwort auf den Kommentar fragt ihn ein User wütend: „Denkst du, so ein Verhalten ist sozialverträglich?“ – Woraufhin ihn ein anderer User kontert: „Denkst du, wenn er seine Wohnung für einen Apfel und ein Ei vermietet, geht es mit dem Wohnungsmarkt bergauf?“ Eine Antwort, mit der der Kritiker nun wieder überhaupt nichts anfangen konnte.
Auch das Beispiel aus der Paul-Heyse-Straße zeigt, dass einige Menschen an der Wohnungsnot in Berlin sehr viel Geld verdienen. Offensichtlich scheint es manchen Vermietern wirklich nur um die Rendite zu gehen.
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