In Berlin gibt es neben zahlreichen Sehenswürdigkeiten rund um die Überreste der Mauer, den Fernsehturm und das Brandenburger Tor auch einen Straßenstrich – dieser befindet sich seit Jahrzehnten entlang der Kurfürstenstraße.
Was ebenfalls im Kiez zu finden ist: ein Rewe-Markt. Und der sorgte mit seiner optischen Gestaltung, die an das Rotlicht-Milieu erinnert, nun für mächtig Aufsehen…
Rewe in Berlin löst Aufruhr im Netz aus
In einer Ecke der Filiale ist auf der Wand nämlich die Silhouette einer Frau zu sehen, die mit offenem Haar, einem kurzen Rock und High Heels gekleidet an einem Laternenmast lehnt. Dem einen oder anderen offenbar ein Dorn im Auge. „Dort habt ihr die Welt vor eurer Tür offenbar als Inspiration für ein bisschen Lokalkolorit genutzt und damit Prostitution als Einkaufserlebnis verharmlost“, heißt es auf dem Instagram-Profil einer Frauenrechtsorganisation aus Berlin.
In den Kommentaren unter dem Post ist sogar von „frauenfeindlicher Botschaft“ an der Wand und einer insgesamt „unfassbar geschmacklosen“ Aktion die Rede. Fakt ist jedoch: Die polarisierende Malerei ist schon seit der Eröffnung der Filiale im Jahr 2021 dort zu finden. Und wer sich näher mit der Thematik beschäftigt, dürfte auch die Hintergründe verstehen.
Rewe in Berlin: Chefs engagieren sich seit Jahren im Kiez
Geschäftsführer Sulaf Ahmed und sein Bruder Soran wollen mit der Gestaltung der Filiale nämlich nicht etwa die Frauen vor der Tür ihres Ladens herablassend darstellen – ganz im Gegenteil. „Wir fühlen uns sehr verbunden mit diesem Kiez. Er besteht nicht nur aus Rotlicht, aber uns Gewerbetreibende beschäftigt dieser Part tagtäglich“, betonte Sulaf Ahmed gegenüber BERLIN LIVE. So engagieren er und seine Familie sich bereits seit Jahren in der Gegend.
Unter anderem organisieren die Ahmeds gemeinsam mit dem Pfarrer und dem gesamten Team der gegenüberliegenden Zwölf-Apostel-Kirche die regelmäßige Suppen-Ausgabe an Obdachlose und Prostituierte. Dass die Kurfürstenstraße zu den problematischen Arealen der Hauptstadt zählt, sei den Brüdern bewusst. Den dazugehörigen Kiez in ihrem Markt deshalb einfach zu vertuschen, kam allerdings nie in Frage – auch wenn viele vorab dazu geraten hatten.
Rewe-Marktleiter betont: „Sieht immer nur die schlechten Seiten“
„Vielleicht war ich auch etwas zu mutig. Aber ich bin dem Kiez eben sehr nah und das wollte ich auch in meinem Geschäft nicht verstecken“, stellte Sulaf Ahmed im Interview mit unserer Redaktion klar. Gerne erkläre er sich auch bereit dazu, das Gespräch mit den aufgebrachten Usern zu suchen und ihnen vor Ort die Situation zu erläutern. Denn der Unternehmer hat seinen Kiez über die Jahre so gut kennengelernt, wie kaum ein anderer.
„Man sieht immer nur die schlechten Seiten und schaut gar nicht hinter die Kulissen, welche starken Menschen dieser Kiez hat“, erklärte Sulaf Ahmed weiter. Die Kunden im Markt hätten übrigens kein Problem mit der Gestaltung der Filiale – lediglich zwei Wochen nach der Eröffnung habe es drei Personen gegeben, die sich an der Frauen-Silhouette gestört hatten. Nach einem kurzen Austausch mit dem Geschäftsführer höchstpersönlich habe man die Beweggründe jedoch voll und ganz nachvollziehen können.
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Ohnehin ist die Ecke im Markt nicht die einzige bemalte Wand. So sind nämlich noch weit aus mehr Highlights und prägende Orte aus dem Kiez in der Filiale verewigt worden. Am besten, man macht sich als Kunde einfach mal selbst vor Ort ein Bild davon.