In den letzten Tagen geriet die Berliner Friedrich-Bergius-Schule im gutbürgerlichen Friedenau Stadtteil Friedenau (Tempelhof-Schöneberg) in die Schlagzeilen. Weil Schüler von einer Gruppe Jugendlicher gejagt und bedroht worden sein sollen, war die Polizei an der Schule vor Ort.
Es scheint ein weiterer Tiefpunkt in der Geschichte der Schule zu sein, nachdem Lehrer der Integrierten Gesamtschule im vergangenen Herbst einen Brandbrief verfasst hatten, in dem sie sich über aggressive und bildungsferne Schüler beklagen. Gleich mehrfach musste in diesem Schuljahr die Polizei anrücken. Doch nun sorgt ein Bericht für ein ganz anderes Schlaglicht: Die Lehrer der Schule sollen sich gegenüber den Kindern ziemlich harsch verhalten.
Schule in Berlin: Schüler erheben Vorwürfe
Herausgearbeitet hat das der „Tagesspiegel“. Eine Reporterin des Blattes hatte vor der Schule mit mehr als 30 Schülerinnen und Schülern gesprochen. Bei den unabhängig voneinander geführten Gesprächen hätte sich ein strenger und abschätziger Umgang der Lehrer mit den Schülern herauskristallisiert. Die Vorwürfe reichen von grundsätzlichen Methoden bis hin zu Beleidigungen. Überprüfen ließe sich das nicht, schreibt die Autorin, da sich die Schule zugeknöpft gibt.
Dennoch wiegen die Vorwürfe schwer. Eine Schülerin wird etwa mit den Worten zitiert: „Alles sehr streng. Wie 1930.“ Was sie meint: Bevor ein Lehrer in die Klasse komme, müssten alle Schüler ganz still hinter ihren Stühlen stehen, dann im Chor den Lehrer begrüßen. Teilweise komme es den Schülern vor, als würden Lehrer sie absichtlich warten lassen.
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Andere Kinder berichten in dem Blatt von einer Strafe namens „Hofdienst“, bei der der Hof gefegt oder Müll gesammelt werden muss – vor der Schule, zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr. „Einige müssen dann um 5 Uhr aufstehen und das ist der Grund, warum wir immer müde sind“, zitiert der „Tagesspiegel“ ein Mädchen. Lehrer würden zudem vermeintliches Fehlverhalten dokumentieren, auch wenn sie es selbst nicht gesehen hätten und auch immer wieder ausfallend werden. Sätze wie „Halt’s Maul“, „Halt die Klappe“, „Verpiss dich“, „Geh in dein Land zurück“ sollen gefallen sein. Im Dezember wurde zudem eine Beschwerde von Eltern über das Verhalten von Lehrkräften öffentlich.
Schulleiterin äußert sich nicht
Und was sagt die Schule dazu? Dem „Tagesspiegel“ hat die Direktorin der Berliner Schule nicht geantwortet, verschickte aber über ihre Mailadresse ein Statement zwei Schülervertreter antworten. Diese bezeichneten die Darstellungen der mehr als 30 Schüler als „Verleumdung“. Die Regeln seien demnach „nicht unverhältnismäßig streng“. Der Hofdienst sei keine Bestrafung, sondern eine Regelbefolgung, die für das Berufsleben vorbereiten würde.
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Angebote pädagogischer Unterstützung vonseiten der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wurden bislang übrigens von der Bergius-Schule abgelehnt. Wie es weiter geht, ist unklar. Experten mahnen aber, dass der Konflikt zwischen Lehrern und Schülern dringend einer Klärung bedürfe. Kazim Erdoğan, Vorsitzender des Berliner Familienbeirats fordert im „Tagesspiegel“ gar einen Neustart für die Schule – mit weniger Hierarchien und mehr Augenhöhe.