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Tempelhofer Feld: Merz und Scholz wollen hier bauen – das wäre fatal!

Für viele Berlinerinnen und Berliner ist das Tempelhofer Feld ein Ort zum Entspannen. Nun wird er (mal wieder) bedroht. Eine schlechte Entscheidung!

© IMAGO/Emmanuele Contini

Tempelhofer Feld – eine Oase in der Großstadt

Das Tempelhofer Feld ist für Berliner und Touristen ein ganz besonderer Ort.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein wahrscheinlichster Nachfolger Friedrich Merz (CDU) waren sich im Kanzler-Quadrell plötzlich einig wie selten. Das Tempelhofer Feld in Berlin soll bebaut werden, auch wenn „die Bürgerinnen und Bürger sich weigern“, erklärte Merz und Scholz pflichtete bei, wir berichteten.

Das ist eine schlechte Idee für Berlin. Nicht nur, weil es ohnehin fraglich ist, wie viel bezahlbaren Wohnraum ein privatwirtschaftlich getriebener Neubau tatsächlich bringen würde, sondern auch, weil es längst nicht nur um persönliche Befindlichkeiten einiger weniger „Nachbarn“ geht, wie Merz es suggerierte. Ein Kommentar.

Tempelhofer Feld: Nicht nur ein Nachbarschafts-Problem

Vor fast elf Jahren haben rund 740.000 Berlinerinnen und Berliner für ein freies, unbebautes Tempelhofer Feld abgestimmt – eine Mehrheit von 64 Prozent. In allen zwölf Bezirken gab es eine Mehrheit, vor allem natürlich in den angrenzenden Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln. Also drei der vier Berliner Bezirke mit der höchsten Bevölkerungsdichte.

Wenn diese also für ein freies Tempelhofer Feld stimmen, geht es nicht darum, kein surrendes Stromhäuschen vor das Schlafzimmerfenster gestellt zu bekommen. Es geht um die Erholung zehntausender Menschen – auch diese Form der Fürsorge hat der Staat sicherzustellen. Es geht darum, dass auch die Menschen der Hektik der Großstadt entfliehen können, die nicht in wenigen Minuten am Tegeler See oder in der Wuhlheide sind. Um Menschen, die das Feld seit Jahren nutzen, zum Picknicken, zum Spazieren oder zum Joggen. Zum Durchatmen und zum in die Ferne schauen.

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Das alles würde es infrage stellen, wenn plötzlich die Bebauung des Tempelhofer Feldes über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden würde. Auch, wenn es zunächst nur einen Teil der Fläche betreffen würde. Dabei wäre gar nicht gesichert, dass eine Bebauung am Ende auch die Mietenkrise in Berlin lösen könnte.

Neubau bringt keinen bezahlbaren Wohnraum

Führende Politiker aus dem Berliner Senat hatten zuletzt immer wieder betont, große Bauprojekte mit privaten Investoren durchsetzen zu wollen. Friedrich Merz dürfte das nicht anders sehen. Diese müssen aber Gewinn erwirtschaften und das ist oftmals nicht vereinbar mit günstigem Wohnraum. Im Dezember lagen die Mieten im Neubausegment in Berlin im Schnitt bei 20,11 Euro pro Quadratmeter im Monat. Wem sollen solche Wohnungen helfen?


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Wirklich helfen könnte hingegen eine konsequente Durchsetzung des Zweckentfremdungsverbots. Das könnte den mutmaßlichen spekulativen Leerstand von mindestens 12.000 Wohnungen beenden, die offenbar zur Wertsteigerung seit mehr als einem Jahr leer stehen. Gleiches gilt für rund 40.000 illegale Ferienwohnungen, die ebenfalls auf den Mietmarkt zurückkehren könnten.

Ein weiterer Hebel wäre die Steuerung der Nutzung von Bauland. In Friedrichshain, Kreuzberg und Mitte beispielsweise schießen derzeit Büro-Gebäude wie Pilze aus dem Boden, während viele ältere Büro-Bauten leer stehen.