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Tierheim Berlin: Einsam zurückgelassen – diese Hunderasse will fast keiner

Im Tierheim Berlin warten hunderte Hunde auf ein neues Zuhause. Besonders schwer hat es dabei eine spezielle Rasse. Woran liegt das?

Tierheim Berlin
© IMAGO/Depositphotos

Der virale Hund Otis hat endlich ein neues Zuhause.

Wir waren in Beelitz, um den Kangal-Mischling Otis, bekannt für sein lautes Jaulen, zu besuchen.

Im Tierheim Berlin finden Hunde, Katzen, Kaninchen und mitunter auch Schweine ein zwischenzeitliches Zuhause. Ist der alte Besitzer überfordert – oder teilweise auch schlichtweg von der Haltung genervt – müssen die Tiere weg. Viele landen dann in der Tierschutzeinrichtung im Osten der Stadt.

Gerade Hunde haben es bei der anschließenden Vermittlung nicht immer leicht. Haben sie zum Beispiel einmal gebissen, sind schon älter oder entsprechen nicht unbedingt dem Schönheitsideal, bleiben sie oft jahrelang. Besonders eine Hunderasse gilt dabei als „schwer vermittelbar“.

Tierheim Berlin: Hundeart gilt als schwierig

Charlotte Behm hat es sich auf der Couch ihres Einfamilienhauses in Beelitz bequem gemacht. Zu ihren Füßen sitzt ihr neuster Familienzuwachs: Kangal-Mischling Otis. Er schaut sie immer wieder liebevoll an, stupst mit seiner großen Foto gegen ihr Bein, um um eine kleine Streicheleinheit zu bitten. Aufmerksam verfolgt er das Gespräch, begrüßt jeden Neuankömmling im Haus herzlich.


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Dass der Hund bis vor wenigen Wochen noch im Tierheim Berlin gelebt hat und vor lauter Einsamkeit stundenlang gejault hat, ist jetzt kaum noch erkennbar. „Kangale sind ganz tolle, liebe Hunde und sehr menschenbezogen, wenn sie ihren Menschen erstmal kennen gelernt haben“, erklärt die neue Besitzerin des Mischlings.

Sie sind der perfekte Partner

Doch trotzdem leben allein jetzt im Moment sechs der großen Hunde in der Einrichtung. Woran das liegt? „Herdenschutzhunde sind generell oft im Tierheim und dort sehr schwer zu vermitteln, weil sie sehr groß und auch nicht ganz einfach sind.“ Denn anders anders als Hütehunde wie zum Beispiel Australian Shepherds, leben sie mit der Herde und passen auf, ob Wölfe oder Bären kommen. Ihre Aufgabe besteht von Natur aus also nicht darin, die Herde beisammen zu halten, sondern sie vor Gefahren zu schützen.

Tierheim Berlin
Kangale sind sehr vielseitig. Credit: IMAGO/Depositphotos

„Sie sind sehr autark und brauchen nicht unbedingt einen Menschen, der ihnen Anweisungen gibt.“ In einigen Regionen leben Kangale zum Beispiel allein mit einer Schafsherde auf dem Berg, wenn diese von ihren Besitzern über die Sommermonate dort hochgetrieben wird. Ihre Aufgabe ist es dann, alleine und in Eigenverantwortung dafür zu sorgen, dass keines der Tiere gefressen wird. Ihre Instinkte sind also stark ausgeprägt. Deshalb hinterfragen sie Befehle von Menschen immer erstmal, bevor sie sie ausführen.


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Aufgrund dieser Charakterzüge, dem Wunsch nach einer Aufgabe und dem Bedürfnis nach viel Auslauf, bleiben Kangale oft lange im Tierheim. Das bestätigt auch die Berliner Einrichtung. Pressesprecherin Beate Kaminski erklärt: „Herdenschutzhunde finden gerade in einer Stadt wie Berlin schwerer ein Zuhause – denn sie brauchen rassegemäß eine Aufgabe, zum Beispiel ihre Herde bzw. das Grundstück zu beschützen. Sie möchten etwas tun, was ihrer Rasse entspricht.“ In der Stadt fänden sich aber leider schwieriger entsprechende Grundstücke.

Perfekt also, dass Behm vor den Toren der Großstadt ein Haus mit Grundstück hat. Aus ihrer Sicht hat sie mit Otis den perfekten Partner gefunden. Zwar sei der Herdenschutzhund ihr gegenüber anfangs noch etwas zurückhaltend gewesen, doch dann habe es nicht lange gedauert, bis er sich geöffnet hat. „Schon nach ein bis zwei Wochen bei mir hat er sich getraut, auch neben mir zu schlafen. Mittlerweile weicht er kaum noch von meiner Seite – ob in der Öffentlichkeit oder beim Abend auf der Couch.“

Auch mit Kindern sei Otis sehr freundlich, ebenso wie mit anderen Hunden. An Menschen, die überlegen sich einen Kangal zu holen, hat die Hundebesitzerin deshalb nur einen Rat: „Man muss konsequent sein und darf keine Angst vor dem großen Hund und seiner Starrsinnigkeit haben.“ Hält man sich daran und gibt dem Hund eine rassespezifische Aufgabe, hat man mit einem Kangal den idealen Partner gefunden – und im besten Fall einem Hund aus dem Tierheim Berlin ein neues zuhause geschenkt.