Am Montag jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum dritten Mal. Am 24. Februar 2022 griffen russische Truppen ganz offen das Nachbarland an. Seither herrscht Krieg. Zahlreiche Menschen, vor allem Frauen und Kinder haben das Land verlassen. Einige, darunter auch Liusiena Zinovkina sind in Berlin untergekommen.
Von hier aus beobachte die 32-Jährige den Krieg in ihrem Heimatland seit Jahren mit Sorge. Nicht nur, weil der Krieg die Ukraine jeden Tag ein bisschen mehr zerstört, sondern auch, weil ihr die russische Besatzung die Liebe ihres Lebens genommen hat.
Ukrainerin in Berlin blickt mit Sorge auf die Zukunft
Ihr Mann Kostiantyn Zinovkin wurde im Mai 2023 vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen, nachdem er in seiner Heimatstadt Melitopol gegen die russische Besatzung demonstriert hatte. Ihm wird Terrorismus vorgeworfen. BERLIN LIVE berichtete. Seither ist er in russischer Gefangenschaft, so wie rund 14.000 andere ukrainische Zivilisten auch.
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Zinovkin wurde nach Russland gebracht, zuletzt nach Rostow am Don. Dort fand am 10. Februar der erste Prozesstag statt. Liusiena Zinovkina spricht, wenn sie über die Verhandlung redet, von einem „Schauprozess“ oder einem „Theaterstück“. Der Fall sei konstruiert, von einem fairen Prozess könne keine Rede sein. Sie erwartet, dass die Verhandlungen mehrere Monate andauern werden – und ihr Kostiantyn am Ende mehrere Jahre in eine Strafkolonie muss. Eine der Strafkolonien, in der vor rund einem Jahr der russische Oppositionelle Alexej Nawalny unter ungeklärten Umständen zu Tode kam.
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Die Hoffnung daran, ihn irgendwann wiederzusehen, will Liusiena Zinovkina allerdings nicht aufgeben. „Wenn ich die Hoffnung verliere, verliert auch Kostiantyn die Hoffnung“, sagt sie. „Jeder Brief von meinem Mann, jedes Paket, das ich ihm schicken kann, gibt mir Hoffnung, dass er überlebt, dass er seine Gesundheit so weit wie möglich in diesen Bedingungen bewahren kann.“ Es sei ihre starke Liebe und der Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft, die ihr immer wieder Kraft geben würden.
USA verhandeln mit Russland: Mehr Angst als Hoffnung
Doch so viel Hoffnung die 32-Jährige in Bezug auf das Schicksal ihres Mannes hat, so viel Sorge machen ihr auch die aktuellen Entwicklungen rund um die Ukraine. Die Gespräche zwischen Vertretern der USA und Russland bezeichnet sie letztendlich als wertlos, so lange die Ukraine nicht mit am Tisch sitze. Zudem sei sie auch durch Äußerungen der neuen US-Regierung unter Donald Trump beunruhigt. „In solchen Momenten habe ich keine Hoffnung, sondern nur Angst“, sagt sie. „Ich frage mich, ob die USA weiterhin auf der Seite der Ukraine stehen.“
Sie selbst wünscht sich nichts mehr als einen „gerechten Frieden, in dem die Ukrainer wieder ohne Angst um ihr Leben leben können“. Sie hofft, dass nach einem Frieden der Wiederaufbau starten könne – und dass alle Kriegsverbrecher für die Taten bestraft werden, die sie in den Jahren des Krieges verübt haben.
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Für Liusiena Zinovkina war der 24. Februar 2022 eine Zäsur in ihrem Leben. Es war der Tag, an dem sie zu einer Weiterbildung in Kiew weilte und sich für eine Flucht entschied, während ihr Kostiantyn in Melitopol bei seiner kranken Mutter blieb. Dieser Tag verursacht in ihr noch immer einen tiefen Schmerz. Dass er nun schon drei Jahre her sein soll, fühlt sich für sie unwirklich an. Wie es mit dem Krieg in ihrer Heimat weitergeht, weiß die 32-Jährige nicht. Aber sie weiß: „Der Kampf für unsere ukrainische Unabhängigkeit wird immer weitergehen.“