An den Berliner Brennpunkten kommt es nicht nur häufig zu Gewaltvorfällen – hier dominiert oft neben der Obdachlosigkeit auch ein gewisser Drogenkonsum. Am Leopoldplatz im Wedding sollen sich überwiegend Crack-Abhängige versammelt haben.
Wie BERLIN LIVE bereits berichtete, beobachteten Menschen in den vergangenen Monaten eine erhöhte Aggressivität der dort anzutreffenden Personen. Kam es tatsächlich zu mehr solcher Vorfälle?
Brennpunkt Berlin: Kam es vermehrt zu aggressiven Vorfällen?
Astrid Leicht kann diese Frage durch eigene Beobachtungen beantworten: Als Geschäftsführerin des Vereins Fixpunkt e.V. kommt die Diplompädagogin nahezu täglich mit Crack-konsumierenden Menschen in Kontakt. Gemeinsam mit ihrem Team beschäftigt sich Leicht mit der niedrigschwelligen Vor-Ort-Drogenhilfe an den Berliner Brennpunkten.
Eine erhöhte Aggressivität ist der Drogensucht-Beauftragten dabei nicht aufgefallen. „Es ist in keinster Weise so, dass Crack-Abhängige 24/7 aggressiv und bedrohend durch die Gegend laufen“, stellte Leicht gegenüber unserer Redaktion klar. Selbstverständlich gebe es hier und da Situationen, in denen Personen emotional aufgeladen reagieren und damit Aufmerksamkeit bei anderen erregen – doch dafür gebe es laut Leicht auch immer einen Grund.
Berliner Drogen-Expertin betont: Aggressionen kommen nicht ohne Grund
„Aggressivität entwickelt sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren. Neben der stimulierenden Wirkung des Kokains beziehungsweise des Cracks ist es die schlechte Lebenssituation“, betonte Leicht. Beispielsweise sind Betroffene durch Schlafmangel oder eine Fehlernährung, aber auch einen möglichen Entzug psychisch angeschlagen, reagieren mit Angst oder Aggressionen.
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Ein erhöhtes Aufkommen, wie es von anderen Menschen geschildert wird, könne Leicht allerdings nicht nachvollziehen: „Die Wahrnehmung ist zwangsläufig verzerrt.“ So werde lautes Schreien, aggressiv wirkende Streitigkeiten oder gar der Einsatz von Waffen von der Bevölkerung intensiver erlebt, als Stunden und Tage ohne besondere Vorkommnisse: „Hier spielt das individuelle Angstempfinden und das individuelle Sicherheitsbedürfnis eine viel größere Rolle als die objektive Gefahrenlage.“
Berlin: Fixpunkt e.V. setzt sich für Sicherheit ein
„Als Fixpunkt e.V. setzen wir uns in der praktischen Arbeit deshalb dafür ein, Emotionen als wichtigen Faktor für Handeln oder Unterlassen ernst zu nehmen, aber auch zu versachlichen“, erläuterte Leicht. Dabei achten die Diplompädagogin und ihr Team darauf, „echte“ Gefahren für die Sicherheit jedes Menschen möglichst frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.