Wenn der eigene Partner plötzlich zur Gefahr wird und unberechenbar ist, dann ist das eine Form von häuslicher Gewalt. Ein Problem, von dem vermutlich viel mehr Menschen betroffen sind, als bekannt. Meist wird das Thema totgeschwiegen, bis die Situation eskaliert und es wie beispielsweise zuletzt in Zehlendorf zu einer brutalen Tat kommt.
Hier hatte vor einigen Tag ein Mann seine Ex-Frau erstochen. Wenig später ereignete sich ein mutmaßlicher weiterer Femizid in Lichtenberg. Und am selben Abend kam es zu einem weiteren Angriff in Reinickendorf, das Opfer überlebte verletzt. Drei Fälle, die zeigen, dass es akuten Handlungsbedarf gibt! Die Polizei in Berlin hat das erkannt und möchte Betroffenen mit einem neuen Angebot helfen, die Gewaltspirale zu durchbrechen.
Häusliche Gewalt in Berlin: 2023 gab es so viele Betroffene wie noch nie
Wer physische und psychische Gewalt von einem geliebten Menschen erfährt, der weiß häufig nicht damit umzugehen. Oft spielen auch Angst und Scham eine Rolle. Viele Opfer schweigen daher lieber oder spielen die Vorfälle herunter. Die Angriffe gehen dann meist weiter und werden teils sogar immer brutaler.
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2023 wurden in Berlin 18.784 Personen Opfer partnerschaftlicher und innerfamiliärer Gewalt, wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Die höchste je erfasste Anzahl – die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Eine alarmierende Entwicklung, die vermutlich kein Ende nehmen wird, wenn dies weiter so hingenommen und Opfer alleine gelassen werden.
Damit möchte die Polizei Berlin helfen
Für die Berliner Polizei steht daher fest: Betroffene brauchen Anlaufstellen, an die sich im Falle von Gewalt wenden können. Mithilfe einer neuen Möglichkeit – polizeilichen Sprechstunden zu häuslicher Gewalt – will sie die „Bevölkerung, insbesondere auch Personen aus dem Umfeld von betroffenen Personen, schnell und unkompliziert“ erreichen und sensibilisieren, wie eine Sprecherin auf Anfrage erklärt.
„Losgelöst von etwaigen Anzeigenerstattungen oder Polizeieinsätzen soll über das vorhandene Hilfesystem informiert und über polizeiliche Abläufe bei einer Anzeigenerstattung aufgeklärt werden.“ Ziel der Sprechstunden ist außerdem, dass Opfer erkennen können, dass ihnen Unrecht widerfahren ist und es Möglichkeiten der Hilfe gibt.
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Die Sprechstunden werden seit 1. September zunächst für 12 Monate auf den Polizeiabschnitten 31 (Hohenschönhausen) und 36 (Köpenick) getestet. Die jeweiligen Termine können einer Mitteilung der Berliner Polizei entnommen werden. Neben einem Gespräch mit fachkundigen und erfahrenen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten besteht dabei „jederzeit die Möglichkeit, sofern eine Schilderung ein sofortiges polizeiliches Tätigwerden erforderlich machen sollte, unmittelbar die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, wie zum Beispiel eine Anzeige aufzunehmen.“
Opfer von häuslicher Gewalt sollten im akuten Notfall nicht zögern, den Notruf 110 zu wählen. Die Option einer Anzeigenerstattung steht zudem 24 Stunden bei jeder Polizeistation oder der Internetwache der Polizei Berlin zur Verfügung. Auch Personen aus dem Umfeld Betroffener können bei der Polizei jederzeit eine Anzeige erstatten.