Der Wolf ist zurück in Brandenburgs Wäldern. Seit das Raubtier wieder durch die Lande streift, streiten sich Bewohner und Verbände darum, ob das eine gute oder gefährliche Sache sei. Zuletzt äußerten sich Landesjagdverband und der Deutsche Tierschutzbund kontrovers zu dem Thema.
Die Jägervereinigung sieht die Gefahren, die vom Wolf für Nutz- aber auch Haustiere ausgeht. Der Tierschutzbund widerspricht. BERLIN LIVE hat sich zwischen die verhärteten Fronten gewagt.
Gefahr in Brandenburgs Wäldern?
„Der ländliche Raum hat keine Zeit mehr und menschliche Existenzen gehen bereits jetzt aufgrund des Wolfes in unserer Kulturlandschaft kaputt“, sagt Kai Hamann, Geschäftsführer des Landesjagdverband Brandenburg. Der tägliche Gang zur Weide sei für die ansässigen Landwirte mit der Angst vor einem gerissenen Nutztier verbunden. „Diese Schreckensszenarien sind keine ‚Stimmungsmache‘, sondern vielmehr tägliche Wolfsrealität in Brandenburg.“
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Dass Der Jagdverband nun aber zusätzlich auch die von Wölfen getöteten Haustiere geltend machen möchte, will der Tierschutzbund nicht zählen lassen. „Das ist insofern absurd, als dass die Zahl getöteter Haustiere (also z.B. Hunde und Katzen) im Verhältnis zu anderen Nutztierrissen marginal ist“, erzählt dessen Sprecherin Lea Schmitz gegenüber BERLIN LIVE.
Zudem sei es Jägern in Brandenburg erlaubt, Katzen zu schießen, die sich weiter als 200 Meter von einem Haus entfernt aufhalten. Auf diese Weise würden viel mehr Katzen getötet als durch Wölfe.
Jagdverband mit klarer Forderung
Hinter dem neuerlichen Angang der Wolfs-Problematik vermuten die Tierschützer ein anderes Motiv: „Sicherlich spielt hier auch das Konkurrenzdenken eine Rolle. Denn durch Wölfe – genau wie durch Luchse, Bären und Co. – verändert sich die Jagd und die Rolle des Jägers als Regulator wird in Frage gestellt.“
Das wiederum will man beim Landesjagdverband Brandenburg nicht auf sich sitzen lassen. „Hierbei handelt es sich um eine gern verbreitete Unterstellung. Sowas sagt nur jemand, der sich nicht auskennt“, teilt Hamann mit. Stattdessen habe man eine klare Forderung an die Politik.
„Der Wolf muss ins Brandenburger Jagdgesetz aufgenommen, eine dauerhafte Jagdzeit eingeführt, der aktuelle Bestand deutlich reduziert und eine Obergrenze eingeführt werden“, resümiert Hamann im Gespräch mit BERLIN LIVE.
Tierschützerin Schmitz sieht indes die Interessen der Jäger, die Hoheit im eigenen Revier nicht zu verlieren im Vordergrund: „Es geht um Macht und Einfluss. Dafür machen sie sich auch Ängste in der Bevölkerung und die natürlich auch berechtigen Sorgen von Tierhaltern zu Nutze.“
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Aus ihrer Sicht gibt es nur einen Ausweg aus dem Dilemma: „Es braucht einen sachlichen Umgang mit der Debatte und Maßnahmen, welche darauf abzielen, Wölfe und Weide- bzw. Haustiere gleichermaßen zu schützen.“