In der Hauptstadt wohnen mittlerweile knapp vier Millionen Menschen. Obwohl die Straßen in Berlin beinahe täglich zur Rushhour im Autoverkehr ersticken, verzichten die allermeisten Bewohner auf ein eigenes Auto.
Laut einer aktuellen Mobilitäts-Studie der Technischen Universität Dresden, scheinen sich die meisten Berliner in der Hauptstadt stattdessen immer öfter zu Fuß zu bewegen oder aber die Busse und Bahnen des ÖPNV zu nutzen.
Auch das Fahrrad erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Allerdings ist die Entwicklung beim Radverkehr zuletzt nicht mehr ganz so rasant gewesen – wie noch vor einigen Jahren. Auch für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) steht fest: Hier könnte Berlin deutlich mehr tun!
Der ADFC fordert Berlin auf, endlich mehr für den Radverkehr zu tun
Wie der ADFC auf Nachfrage von BERLIN LIVE bestätigte, hat sich das Mobilitätsverhalten der Menschen seit der Pandemie deutlich verändert. „Aus Studien wie etwa dem ADFC-Fahrradklima-Test wissen wir, Menschen wollen Radfahren, und Menschen steigen dann aufs Rad um, wenn sie sicher und bequem von A nach B kommen“, so Lisa Feitsch vom ADFC.
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Der ADFC kritisierte, dass der Trend zum Radfahren zwar nach wie vor vorhanden sei, die Hauptstadt es den Radfahrern aber „aktuell schwer“ mache. „Man kann also sagen: Das Rad ist beliebt, die Wege sind es nicht“, so Feitsch. „Wie sich die Mobilität der Menschen entwickelt, spiegelt sich nicht in der Gestaltung der Straßen wieder.“
„Während immer weniger Menschen Autofahren, gleichzeitig der Fahrradbesitz in den Haushalten steigt (im Schnitt 1,60 Fahrräder pro Haushalt, nach 1,55 pro Haushalt 2018), sehen wir, wie der Ausbau der Radinfrastruktur stagniert.“
In Berlin sind ein Großteil aller Wege kürzer als 5 Kilometer
Wie der ADFC gegenüber BERLIN LIVE erklärte, seien aktuell zwei Drittel (68,4%) aller zurückgelegten Wege in Berlin kürzer als 5 km und „damit ideal, um sie mit dem Rad zu erledigen“.
Für den Verband steht fest, dass sich immer Menschen „gesund und klimafreundlich zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV“ in der Stadt bewegen wollen. Angesichts von Stau, Lärm und Stress sei dies alles andere als überraschend. „Der Trend fürs Rad wird nach unserer Prognose anhalten, denn das Rad bietet als einziges Verkehrsmittel über längere Strecken die Chance einer gesunden, entspannten, klimafreundlichen und nahezu kostenfreien Mobilität von Tür zu Tür“, so Feitsch.
Darum lohnt es sich in den Radwegeausbau zu investieren
Interessanter Weise scheint der Prozentsatz der Radfahrer in Berlin laut der Studie der TU Dresden in Berlin im Zeitraum zwischen 2018 und 2023 bei 18 Prozent zu „stagnieren“, weswegen sich die Frage aufdrängt, ob das Fahrradfahren in Berlin vielleicht für viele Menschen eher unattraktiv sei.
Allerdings handelt sich bei den in der Studie genannten Zahlen um den prozentualen Anteil der Kilometer, die mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. „Die Steigerung spiegelt im Wesentlichen den wachsenden Anteil des Radverkehrs im Modal Split wieder. Da das Fahrrad insbesondere für Strecken bis 10 Kilometer genutzt wird, ist hier der Kilometeranteil des Radverkehrs 13 Prozent, obwohl 18 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden“, erklärte der ADFC.
Aus diesem Grund fordert der ADFC, dass Berlin mehr für Radfahrer tun muss. Gegenüber BERLIN LIVE erklärte Lisa Feitsch: „Wer jene Menschen, die ihr Auto stehen lassen und davon werden es immer mehr, gesund und klimafreundlich auffangen will, muss sofort in den Radwegeausbau investieren.“ Der ADFC Berlin setze sich deswegen für breite und durchgängige Radwege ein.
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Auch wenn in Berlin noch sehr viel für Radfahrer getan werden kann, sei die Hauptstadt laut ADFC ideal, um sich in Berlin mit dem Fahrrad zu bewegen. Auch für Menschen mit einem größeren Alltagsradius könne man sich mittels Pedelec, E-Fahrrad oder (E-)Lastenrad effizient und vor allem gesund in der Stadt bewegen. Die neuen Fahrradtypen dürften es auch für weniger sportliche Menschen zunehmend leichter machen, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen.