Wer in Berlin kein Auto hat, der kommt um Fahrten mit der BVG kaum herum. Tagsüber ist das für die Meisten auch kein Problem, doch gerade in den Abend- und Nachtstunden sieht das schon ganz anders aus. Viele Frauen fahren lieber mit dem Uber bevor sie auch nur einen Fuß in U-Bahnen oder deren Haltestellen setzen – aus Angst vor Übergriffen.
Eine Situation, die für die Berliner Grüne einfach nicht mehr tragbar ist. Deshalb will man sich jetzt ein Beispiel an Tokio nehmen.
BVG: Zahl von Übergriffen steigt massiv
Allein in den letzten zehn Jahren ist der Anteil von Sexualdelikten im Berliner ÖPNV um 260 Prozent gestiegen. 2023 waren es ganze 391! Die meisten Sexualdelikte (89 Prozent) müssen dabei Frauen über sich ergehen lassen, 90 Prozent der Täter sind Männer.
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Zuletzt sorgte ein extremer Fall im Februar für Aufsehen. Kurz nach Mitternacht war eine 63-Jährige mit der U3 in Richtung Krumme Lanke unterwegs als plötzlich ein 33-Jähriger einstieg. Er vergewaltigte sie noch in der U-Bahn, stieg danach in aller Ruhe aus und fuhr mit dem Bus in Richtung Wannsee.
Tokio geht mit gutem Beispiel voran
Eine Tat, die sich aus Sicht der Grünen nie mehr wiederholen darf. Gegenüber der „BZ“ erklärt Verkehrsexpertin Antje Kapek, Frauen hätten einen übergeordneten Schutzbedarf. Und dem will man nun mit zwei Maßnahmen begegnen. Zunächst soll es außerhalb von Stoßzeiten eigene Waggons für Frauen geben. „Entweder direkt hinter dem Fahrer oder am Ende des Zuges, wenn es wie in Tokio einen zweiten mitfahrenden Fahrer gibt“, so Kapek.
In der japanischen Hauptstadt gibt es solche Waggons bereits bis 10 Uhr morgens und abends zwischen 17 und 21 Uhr. Außer der Reihe zusteigen dürfen nur Rollstuhlfahrer und Jungen bis zum Höchstalter von 12 Jahren, erklärt die „BZ“. In Berlin soll es, sollte der Plan realisiert werden, an den Bahnsteigen der BVG zusätzlich markierte Zonen mit Notrufsäulen und Videoüberwachung geben.
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Aus Sicht der BVG arbeite man bereits jetzt „mit vollem Einsatz daran, dass alle Fahrgäste jederzeit sicher und mit einem guten Gefühl ans Ziel kommen“, so Kommunikations-Chefin Maja Weihgold. So gebe es schon jetzt an jedem Bahnhof Notruf- und Infosäulen mit direktem Draht zur BVG-Sicherheitszentrale. Gleichzeitig gibt es in den Fahrzeugen Alarmknöpfe, die im Notfall Kontakt mit dem Fahrer herstellen.
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Doch beide Maßnahmen greifen erst, wenn schon etwas passiert ist oder sich ein Fahrgast unwohl fühlt. Eigene Waggons könnten diese Situationen dagegen von vornherein verhindern. Ob und wann die BVG eine Entscheidung bzgl. des Vorschlags trifft, ist unklar.