Die Mieten in Berlin, sie steigen. Das merkt nicht nur der Ottonormalverbraucher, auch Gewerbetreibende werden in den vergangenen Jahren mehr und mehr in die Knie gezwungen. Geschäfte schließen, Institutionen verschwinden.
Das gilt jetzt auch für eine Bar in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Hiobsbotschaft kam erst vor einigen Wochen, doch trotzdem könnte schon am 31. Dezember für immer Schluss sein.
Bar in Berlin steht vor dem Aus
Roberto Manteufel übernahm 2015 zusammen mit einem Geschäftspartner eine echte Institution: die 2002 eröffnete Marietta in der Stargarder Straße im Helmholtzkiez. Stilvolle Einrichtung säumt die Bar in Berlin, gedimmtes Licht lädt zu langen Abenden mit guten Gesprächen ein. Besonders in der queeren Szene ist sie ein echter Hotspot. Doch bald muss sie wahrscheinlich ihre Pforten schließen.
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Denn der Eigentümer der Gewerbeeinheit, der berüchtigte Immobilienunternehmer Gijora Padovicz, überlegt, die Räumlichkeiten Anfang 2025 an eine Restaurant-Kette zu verkaufen. Eine Begehung durch die möglichen Neueigentümer gab es laut Manteufel bereits, so der 42-Jährige gegenüber der „Berliner Morgenpost“. Sie wären bereit 55 Euro pro Quadratmeter zu zahlen, etwa 30 Prozent mehr als jetzt.
„Einige Gäste haben mehr geweint als ich“
Eigentlich hatte sich Manteufel schon fast an die regelmäßig kommenden Mieterhöhungen von 15 Prozent gewöhnt – und das, obwohl er bereits nebenbei die ganze Zeit noch anderweitig arbeiten musste, um sich und die Bar überhaupt über Wasser halten zu können, berichtet er. Doch für Padovicz scheint das nicht mehr zu reichen. „Es war klar, dass die Marietta irgendwann an ihr finanzielles Limit stoßen wird. Die Frage war nur, wann der Tag kommt.“
Die Gäste trifft die mögliche Schließung hart. „Einige Gäste haben mehr geweint als ich. Die Betroffenheit war sehr, sehr stark“, erklärt der 42-Jährige. Das bestätigt auch ein Gespräch mit den Kunden. „Für mich war die Nachricht besonders tragisch, weil ich die Marietta seit 2009 kenne, das war meine Coming-out-Phase“, erzählt zum Beispiel Henry gegenüber der „Berliner Morgenpost“. Zwar wohne er mittlerweile nicht mehr in der Nähe des Kult-Lokals, doch mache er sich für das Ambiente immer noch etwa einmal im Monat den Weg aus Neukölln.
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Er ist immer noch über die Nachricht erschüttert und hat für Profitgier des Eigentümers nur harte Worte übrig: „Was braucht der Bezirk mehr? Noch eine Filiale einer Restaurant-Kette oder eine Location, wo Leute nach Hause kommen, sich wohlfühlen?“
Ob es für die Marietta nach der möglichen Schließung Ende 2024 an anderer Stelle weitergeht und wie die anderen Gäste auf das Aus reagieren, erfährst du im Artikel der „Berliner Morgenpost“.