„Döner mit alles und scharf?“: Diese Frage stellt im Berliner Luxus-Hotel Adlon Kempinski direkt am Brandenburger Tor wohl keiner. Und trotzdem ist hier die beliebte Delikatesse „Döner Kebab“ auf der Speisekarte zu finden.
Wer sich nochmal beklagt, dass die Preise für das saftig gegrillte Fleisch vom Spieß mit Salat, Tomate und Co. im Fladenbrot immer weiter steigen, der muss bei diesem Luxus-Döner am besten gleich beide Augen zudrücken. Für „den Döner in fein“, wie ihn die Bedienung beschreibt, muss man im Adlon den Geldbeutel nämlich besonders weit öffnen. Stolze 29 Euro kostet das begehrte Mahl – doch ist es das überhaupt wert? BERLIN LIVE hat’s getestet!
Berliner Hotel bietet Luxus-Döner an
Im Restaurant des Hotels gibt es ihn nicht – stattdessen kann man den Luxus-Döner nur in der Lobby des Adlons bestellen. Die erste Herausforderung: Immerhin ist es gar nicht so leicht, einen Döner halb liegend in einem türkisfarbenen Samt-Sessel zu verspeisen, ohne auf den hochwertig wirkenden Teppichboden des Foyers zu kleckern.
Neben einem Schluck Ayran aus dem Porzellan-Gefäß durfte offenbar auch das Besteck in einer weißen Stoffserviette nicht fehlen. Doch welcher Döner-Liebhaber hat sein Fleischdreieck bitte schon mal mit Messer und Gabel vernichtet? Um der Tradition treu zu bleiben, wurde das gute Stück selbstverständlich mit den Händen verspeist. Davon konnten auch die teils schrägen Blicke der anderen Lobbygäste, die sich überwiegend im höheren Alter befanden, nicht abhalten.
Berliner Klassik-Döner versus Döner mit Trüffel und Co.
Doch kommen wir zum wohl wichtigsten Punkt: dem Geschmack. Statt dünner Schnipsel vom Fleischspieß ist der Luxus-Döner im Adlon mit zarten Kalbsrückenstreifen belegt. Getoppt wird die Kreation mit mariniertem Kraut, roten Zwiebeln und einer Tomate. Anstelle des grünen Salats und Knoblauchsauce wird das „Edel-Motto“ mit frischem Trüffel und der dazu passenden Trüffelcréme aufrechterhalten.
Wer dabei eine Geschmacksexplosion erwartet, dürfte aber leider enttäuscht werden. Ob daran die Salz- und Pfeffermühle, die einem an den Tisch gereicht wird, etwas ändern könnte, bleibt fraglich. Zwar ist das Fleisch perfekt zubereitet, zu würzig pikantem Dönerfleisch jedoch kein Vergleich.
Berliner Hotelpersonal verrät: „Meistens unbekanntere Influencer“
Tritt man mit dem Verspeisen des Luxus-Döners wenigstens in die Fußstapfen einer prominenten Persönlichkeit? Wohl kaum. Michael Jackson oder König Charles ließen sich das knusprige Fladenbrot während ihres Berlin Besuchs jedenfalls entgehen. Und auch sonst ist niemand namhaftes in der Bestellliste des Adlon Luxus-Döners zu finden. „Meistens sind es unbekanntere Influencer“, lautete die Antwort des Hotelpersonals.
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Dennoch soll das Gericht am Tag mindestens zehnmal über die Theke gehen. Einige Gäste würden dafür sogar extra anreisen. Während unseres gesamten Besuchs wurde allerdings niemand mit der gleichen Bestellung an seinem Tisch gesehen. Wer mitten in der Nacht nach einem Besuch in der Diskothek den Luxus-Döner testen möchte, guckt übrigens dumm aus der Wäsche: Die edle Variante kann nämlich nur bis 0 Uhr bestellt werden. Einen Nacht-Koch hat das Hotel derzeit nicht im Dienst.
Der Traum vom perfekten Döner
Doch ist nicht gerade der fettige Döner nach einem ausgelassenen Abend das i-Tüpfelchen vor dem Schlafengehen? Und verspeist man das krosse Fladenbrot mit der vorzüglich abgestimmten Kombination aus Salat, Fleisch und Co. dafür nicht gerne auch mal auf einer Parkbank vor der gerade schließenden Dönerbude?
Dann hingegen für eine einschläfernde Version des Döners auch noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen, als für die Getränke des kompletten Abends, dürfte gut überlegt sein. Für einen Luxus-Döner der schlappe zehn Euro kosten würde vielleicht eine leichtere Entscheidung.
Berliner Luxus-Döner mit ernüchterndem Fazit
Auf den dreifachen Preis von knapp 30 Euro kann allerdings gut verzichtet werden – es sei denn man möchte in den sozialen Netzwerken so richtig angeben. Falls das jedoch nicht der Fall ist, dann doch lieber drei „normale Döner“ von Gastronom Mustafa, der in „Der Gerät“ investiert hat und das Dönerfleisch schweißfrei schneiden lässt.