Keine andere Stadt Deutschlands steht so sehr für Club- und Technokultur wie Berlin. Aus aller Welt kommen Touristen, um hier in einem der weltbekannten Technoschuppen, wie dem Berghain, zu feiern.
Doch es ist nicht gut bestellt um die Clubszene der Hauptstadt. Nicht nur der Ausbau der A100 gefährdet das Nachtleben der Stadt. Zu hohe Mieten und zu geringe Einnahmen setzen den Betreibern zu. Jetzt geht es auch dem Watergate an den Kragen. Der beliebte Club in Kreuzberg, direkt an der Spree, muss schließen. Der Betreiber zieht einen Schlussstrich und rechnet ab!
Clubs in Berlin: Nach Silvester ist Schluss – Das Ende einer Ära
Seit 2002 war das Watergate unter der Oberbaumbrücke fester Bestandteil der Berliner Clubkultur. Bekannt ist er vor allem für die langen House-Partys und die einzigartige Lage. Jetzt hat es sich ausgetanzt auf der verglasten Tanzfläche des Watergate. Nach einer finalen Silvesterparty ist Schluss. Zu wenige Einnahmen und zu hohe Mietpreise haben letztendlich dazu geführt, dass Niklas Eichstädt (55) und seine zwei Kollegen den Club schließen mussten.
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Verantwortlich ist vor allem die Pandemie. Ehemalige Clubgänger blieben weg, eine neue Generation fokussiert sich eher auf Events. Und auch die Touristen kommen nicht mehr. „Der Berlin-Hype begann ja schon Ende der Zehnerjahre zu verblassen, und seit Corona ist es damit völlig vorbei. Was haben immer alle über die Touristen geschimpft, aber jetzt, wo sie wegbleiben, merkt man, dass die ganze Szene auch von ihnen getragen wurde“, erklärt Niklas Eichstädt gegenüber der „Zeit“.
„Es wird ein anderes sein als das, was wir kennen“
Vielmehr hätte der Senat schon viel früher das Potenzial des Nachtlebens erkennen müssen. „Er hätte vor zwanzig Jahren darauf achten können, dass nicht die ganze Innenstadt an Investoren verscherbelt wird; er hätte dafür sorgen können, dass wenigstens ein paar von den Räumen erhalten bleiben, in denen lebendige Clubkultur stattfinden kann“, rechnet Eichstädt ab.
Im Watergate ist die Tanzfläche leer. Wie es nun weitergeht? Niklas Eichstädt will dieses Kapitel seines Lebens hinter sich lassen. Und was ist mit dem Clubleben? „Es wird ein anderes sein als das, was wir kennen: erfolgsorientierter, kommerzieller, und es wird viel teurer sein, als es das in Berlin immer war“, vermutet der Watergate-Betreiber.
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Über lange Zeit hat die Politik den wahren Wert des Berliner Nachtlebens nicht erkannt. Jetzt ist es zu spät. Statt jetzt das, was vom Berliner Kulturleben noch übrig ist zu retten, wird munter weiter gekürzt. Unzählige Museen, Theater, Opernhäuser und viele mehr sind dadurch gefährdet.