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Clubs in Berlin: Die Luft wird immer dünner – „Das ist eine Vernichtung!“

Die Clubs in Berlin stecken in einer tiefen Krise. Eine Steuerreform könnte ihnen jetzt den Rest geben. Wie schlimm die Lage wirklich ist.

© IMAGO/snapshot

Berlin: Die Hauptstadt der Clubs

Die Clubs in Berlin haben harte Jahre hinter sich. Steigende Mieten, Corona, Inflation und in der Folge weniger Besucher – all das hat die Clublandschaft der Hauptstadt nachhaltig beeinflusst.

Viele Institutionen kämpfen deshalb schon seit längerem ums Überleben. Doch jetzt steht der nächste Genickbruch vor der Tür.

Clubs in Berlin stehen vor dem Aus

Mit Beginn dieses Jahres gilt in Deutschland die Grundsteuerreform. Konkret heißt das, dass die Grundstücke vieler Clubs in Berlin wie unbebaute Flächen behandelt werden. Denn gemäß des Bebauungsplans wäre dort auch der Bau von Büro- und Wohnflächen möglich. Obwohl Berlins Finanzsenator Stefan Evers eigentlich immer betont hatte, dass das Land dadurch keine Mehreinnahmen erzielen wolle, wurde die Steuer trotzdem extrem hoch angesetzt.


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Die Clubs trifft das nun hart. Das spürt zum Beispiel das Yaam in Kreuzberg. In dem Reaggae- und Dancehall-Club wird die Steuer im Mai fällig – voraussichtlich mit einem Anstieg um 1.200 Prozent!

Jetzt kann nur noch die Politik helfen

„Das ist auf jeden Fall eine existenzielle Bedrohung, wenn nicht sogar eine Vernichtung“, erklärt Marcel Weber, der Vorsitzenden der Clubcommission, gegenüber „rbb24“. Wie hoch die Anstiege bei den anderen Clubs in Berlin sind, sei aktuell noch unklar, so Weber. Er hoffe dennoch, dass die Widersprüche aus der Branche in der Politik gehört werden „und Lösungen gefunden werden.“

Doch wie konnte es so weit kommen? Rein rechtlich müsste eigentlich der Vermieter des Grundstücks für die Steuer aufkommen, das wäre im Fall des Yaam-Clubs der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann winkt aber ab: „Wir müssten für alle unsere Clubgrundstücke insgesamt 300.000 Euro zahlen. Wir können das Geld nicht herzaubern. So viel kostet eine einzelne jugendsoziale Einrichtung – wir müssten dafür 11.000 Stunden Sozialarbeit einsparen.“ Sie wünscht sich deshalb, dass der Senat die Steuer erlässt. Der lehnt das aber ab. Die Begründung: Clubs sind nicht als Kultureinrichtung gesichert, wären sie das, könnte man Herrmanns Wunsch nachkommen.


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Als mögliche Lösung führt Herrmann dagegen an, dass der Bezirk zwar zahlt, „das Geld aber anschließend aus dem Landeshaushalt zurückerstattet bekommt.“ Bislang gibt es aber auch dafür noch kein okay. Für die Clubs in Berlin heißt es also weiter bangen. Bis keine Entscheidung gefunden wird, droht ihnen durch die Kosten das endgültige Aus.