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Restaurant in Berlin: Wegen A100! Kult-Lokal soll abgerissen werden

Schlimmer kann es fast nicht kommen: Wegen der A100 soll ihr Lokal abgerissen werden. Der Wirtsfamilie bricht die Lebensgrundlage weg.

© imago images/Martin Wagner

Frank Rosin: Das Gastronomie-Sterben hat schon begonnen

Wir waren auf der Essenz Messe in Berlin, wo ein Flashmob für die Vielfalt in der Gastronomie stattfinden sollte.

Die Erweiterung der Stadtautobahn A100 ist eines der Streitthemen in Berlin. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob sie notwendig ist, denn die Verluste sind riesig. Mehrere Kultureinrichtungen und Restaurants hat sie auf dem Gewissen, darunter bekannte Clubs wie das About blank.

Und noch ein anderes A100-Projekt sorgt für herbe Verluste in der Berliner Kulturszene. Wegen der Sanierung einer Brücke soll ein Kult-Lokal abgerissen werden. Können die Wirte das Blatt noch wenden?

Restaurant in Berlin muss Brücke weichen – nach 60 Jahren Betrieb

Die Gaststätte „Tunneleck“ ist ein wahres Urgestein in der Berliner Gastronomie-Szene. Schon seit 60 Jahren gibt es das familienbetriebene Lokal am Schloss Charlottenburg. Neben des Gasthauses gehören auch ein Biergarten und ein kleiner Fischteich zu dem an einem Fußgängertunnel gelegenen Lokal. Doch all das könnte bald der Vergangenheit angehören. Denn das „Tunneleck“ soll weg.

Der Wirt, Ralf Vogt, der das Berliner Restaurant nach dem Tod seines Vaters übernommen hat, erhielt die Nachricht erst vor zwei Wochen, wie er dem Tagesspiegel im Gespräch berichtet. Schon im September soll die Gaststätte abgerissen sein, für die Kosten soll die Familie selbst aufkommen.

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Der Grund ist der anstehende Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke der A100. Das Grundstück, auf dem das „Tunneleck“ steht, soll während der Arbeiten als Baustraße genutzt werden.

Wirtsfamilie verliert Existenzgrundlage und Zuhause

Erst vor Kurzem habe er noch angefangen, den Anbau zu renovieren, erzählt Vogt. Das Geld dafür ist nun weg. Doch nicht nur finanziell wäre der Abriss ein herber Schlag für die Gastronomen-Familie, auch der emotionale Wert des Lokals ist hoch. „Ich bin hier groß geworden. Schon als Kind bin ich hier durch den Tunnel gerannt“, beschreibt der Berliner Wirt. Und nicht nur die Existenzgrundlage, auch ihr Zuhause würde dem Erdboden gleich gemacht.

Denn das Gebäude wird auch als Wohnhaus genutzt. Vogt ist verzweifelt: „Wo sollen die denn in sechs Monaten eine neue Wohnung herkriegen? So schnell. Das ist schon ein Unding.“ Die Deutsche Bahn, die ihm gekündigt habe, hätte deutlich gemacht, dass sich auf dem Grundstück kein Wohnhaus befinde, doch das sei Quatsch.


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Familie Vogt hat einen Anwalt eingeschaltet, der prüfen soll, ob das Haus wirklich abgerissen werden muss. Auch Unterschriften haben sie gesammelt. Wie es jetzt mit dem Berliner Kult-Restaurant weitergeht, ist noch unklar. Einen Plan für die Zukunft hat die Wirtsfamilie nicht.