Oftmals bekommt man von Dingen oder Orten aus Erzählungen mit, hat sie aber noch nie mit eigenen Augen gesehen. Oder aber die Erinnerung liegt viel zu weit in der Vergangenheit zurück. So ging es Gerd, als er von der Okertalsperre hörte.
Im jungen Alter von gerade mal sieben Jahren besuchte der Berliner gemeinsam mit seinem Vater die Talsperre im Harz. Seitdem hatte er den beeindruckenden Ort nicht mehr besucht. Längst wollte er erneut dorthin reisen – doch seine Pläne wurden durchkreuzt.
Berlin: Ein längst aufgeschobener Ausflug wird endlich nachgeholt
Wie die gewaltigen Wassermassen die Öffnung herabströmten, hatte Gerd schon damals beeindruckt. Sogar so sehr, dass er inzwischen auch seine Lebensgefährtin damit neugierig gemacht hatte. Gemeinsam wollte das Paar in Gerds Kindheitserinnerungen zurückreisen. Wie es der Zufall aber nun mal so will, kamen andere Dinge dazwischen und die beiden verschoben den geplanten Ausflug immer wieder weiter nach hinten. Dann die Hiobsbotschaft: Gerd ist schwer erkrankt, kann sich im Alltag größtenteils nur noch mit dem Rollstuhl fortbewegen.
Das „Später“ war nun nicht mehr so leicht möglich. Bis Gerd vom ASB-Wünschewagen erfahren hat. Nach 60 Jahren fuhren der Berliner, seine Partnerin und das Team im Juni 2023 an die geliebte Okertalsperre im Landkreis Goslar – sein letzter Wunsch wurde erfüllt. „Der Höhepunkt war die Führung des Talsperrenwarts. Er hat, extra für mich, für 10 Minuten die Talsperre geöffnet“, schwärmte Gerd im Nachhinein.
Berliner sammelt neue Kraft zum Leben
All seine Lebensgeister wurden geweckt und Gerd schaffte es sogar, für ein paar Minuten seinen Rollstuhl zu verlassen, um das Wasser-Spektakel direkt vor sich zu bestaunen: „Mir standen die Tränen in den Augen, mein Kindheitstraum wurde wahr!“ Ein Erlebnis, das dem schwerstkranken Berliner neue Kraft und vor allem aber auch den Mut gab, weiter zu kämpfen.