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Berliner Kult-Lokal vor dem Aus: Inhaberin verzweifelt – „Verliere meinen Vater zum zweiten Mal“

„Ergün’s Fischbude“ in Berlin-Moabit ist längst Kult. Doch das Traditionslokal steht vor dem Aus. BERLIN LIVE hat die Gastronomin getroffen.

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© Jana Wengert / BERLIN LIVE

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

„Wer guten Fisch essen will, darf nur hierhin kommen“ – so steht es auf einem gelben Zettel in Ergüns Fischbude unter dem S-Bahn-Bogen in Berlin-Moabit. Bereits 1990 wurde das Restaurant von dem damals 43-Jährigen Türken eröffnet. Im Laufe der Jahre hat es sich zu einem Treffpunkt für Familie, Freunde, aber auch Gourmets und Liebhaber von Fisch, Meeresfrüchten und Co. entwickelt.

Nach dem Tod des Gründers Ergün übernahm seine Tochter Mine Cetinbas das Geschäft. Am 29. Juni 2024 folgte dann jedoch die Schocknachricht: Die Kündigung der Räumlichkeiten flatterte ins Haus. Das Lokal steht kurz vor dem Aus. Bleiben die Türen etwa für immer geschlossen?

Berliner Traditionslokal erhält Kündigung

Weil Mine Cetinbas und ihr Team den Brandschutz in „Ergün’s Fischbude“ nicht erfüllen, sieht die Deutsche Bahn als Vermieter keinen Grund zur Verlängerung des Vertrags. Doch diese Entscheidung sei ohne jegliche Vorankündigung gefällt worden. „Das meiste haben wir gemacht, nur noch die Elektroarbeiten haben gefehlt“, stellte Mine gegenüber BERLIN LIVE klar. Und auch den restlichen anstehenden Arbeiten wolle man jetzt nachkommen. Doch die Zeit drängt.

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Mine Cetinbas hat nach dem Tod ihres Vaters „Ergün’s Fischbude“ übernommen. Nun wurde dem Lokal gekündigt. Mit den Unterschriften der Petition in ihrer Hand hofft die Unternehmerin auf die Erhaltung des Kult-Restaurants in Berlin. Credit: Jana Wengert / BERLIN LIVE

Laut des Schreibens soll am 30. September in der Moabiter Fischbude Schluss sein. „Ganz schlimm. Ich hab gedacht, ich verliere meinen Vater zum zweiten Mal. Das ist das einzige Erbe von ihm. Mir kamen sofort die Tränen“, erinnert sich die alleinstehende Mutter von drei Kindern an den Moment zurück, als sie den Brief öffnete. Nicht nur ihre Existenz hängt an dem Lokal, sondern auch zahlreiche Erinnerungen an ihren Vater, die gemeinsame Zeit und generell ein Stück Heimat.

„Ergün’s Fischbude“ in Moabit kämpft ums Überleben

„Er hat das mit 43 Jahren aufgebaut, ich bin jetzt auch 43 – das war alles komisch“, versuchte Mine, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Ohne viel Zeit zu verlieren, startete die Unternehmerin eine Petition zum Erhalt des Restaurants. Um eine Unterschrift ließen sich die zig Stammgäste und auch neue Besucher nicht zweimal bitten. So kamen schon rund 15.000 Stimmen (Stand: 9. August) zusammen. Doch ob dieser Schritt auch zum Umdenken bei der Deutschen Bahn bewegt?

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„Ergün’s Fischbude“ unter den S-Bahnbögen in Berlin-Moabit ist für einige seit Jahren DIE Anlaufstelle für Fischgerichte in der Hauptstadt. Credit: Jana Wengert / BERLIN LIVE

„Einen Notfallplan haben wir uns noch nicht überlegt. Wir kämpfen dafür, dass wir hier bleiben können. Diese Erinnerungen werden wir nirgends anders kriegen“, erklärt Mine Cetinbas. So hängen an den Wänden neben Fotos von ihrem Vater aus früheren Zeiten auch jede Menge Botschaften von Kunden, die bis ins Jahr 1990 zurückreichen.

Inhaberin will zuversichtlich bleiben

Am Montag (12. August) steht ein weiteres Gespräch mit dem Vermieter und Mine Cetinbas‘ Anwalt an. Die Gefühle sind gemischt – zum Teil schwingen Angst, aber auch Optimismus mit: „Im Großen und Ganzen habe ich aber ein positives Bauchgefühl.“ Bleibt zu hoffen, dass die Gastronomin nicht enttäuscht wird.


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Dem Umsatz kann die Nachricht jedenfalls keinen Abbruch tun – im Gegenteil: Gerade in den Sommermonaten sitzen die Gäste bis in die späten Abendstunden in „Ergün’s Fischbude“. Dabei sind Sardellen, Calamares und Dorade besonders gefragt. Und wenn alles gut geht, werden die Leckereien aus dem Meer auch im Oktober dieses Jahres noch über den Tresen gereicht.

Wer Mine Cetinbas, ihr Team und somit „Ergün’s Fischbude“ in Berlin-Moabit mit einer Unterschrift unterstützen möchte, kann dies über folgenden Link tun.