Kaum eine Stadt in Deutschland ist so sexpositiv wie Berlin. Das beweisen allein schon die zahlreichen Fetisch-Partys, die wöchentlich stattfinden. Ob KitKat, Berghain oder Oxi, die Auswahl ist riesig. Doch was dort ebenso großgeschrieben wird wie freie Sexualität, ist der Wunsch nach Diversität. Waschbrettbauch und Modelmaße sind zwar in, doch das gilt genauso für andere Körperformen und Hautfarben jenseits des weißen Ideals.
Für das erste immersive Sexpuppen-Bordell der Welt gilt das aber nicht. Trotz offenem Blicks auf menschliche Körper und Sexualität sucht man nach Vielfalt hier vergebens.
Berliner Bordell: Modelmaße statt Diversität
Das „Cybrothel“ in Berlin-Friedrichshain hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kunden und Kundinnen alle sexuellen Wünsche zu erfüllen, die sie sich nicht trauen, gegenüber einer realen Person zu äußern.
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Doch ein Blick in das Zimmer, in dem die Puppen aufbewahrt werden, zeigt: Am ehesten werden hier Wünsche bedient, die sich am gängigen Schönheitsideal orientieren. Warum ist das so?
Die Vorstellung der „perfekten Frau“
„Wir sind leider nicht so divers, wie wir es gerne wären“, erklärt Marketingmanagerin Lisa Hahn gegenüber BERLIN LIVE. Nach der Eröffnung 2021 hatte das Cybrothel zwar mal kurvigere Sexpuppen, die bei den Kunden sehr beliebt gewesen seien, „doch bedauerlicherweise ist deren Qualität sehr schlecht“, so Hahn. Viele seien bereits nach wenigen Sessions kaputt gewesen.
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Das ist in dem Bereich allerdings ein allgemeines Problem. Auch Roboter-Dolls, die zum Beispiel eigenständig ihre Hüfte bewegen können, sind noch nicht sehr ausgereift. Sie würden häufig nur sechs Besuche standhalten. Matthias Smetana, KI-Spezialist des Cybrothels, erklärt: „Im Moment gibt es nur wenige Produzenten weltweit. Wir haben kaum eine Alternative und bisher produzieren leider die meisten davon auf einem Niveau, das unseren Ansprüchen nicht ganz standhält.“
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Das sei laut Smetana auch der Grund, weshalb die Puppen alle eine unnatürlich schmale Taille haben: „Die Puppen werden in China gefertigt. Dort haben sich mal ein paar Männer hingesetzt und sich vorgestellt, wie die perfekten Frauen in ihren Augen auszusehen hätten.“
Das Ergebnis: Dolls mit überdurchschnittlich großen Brüsten und unterdurchschnittlich kleiner Taille. Ein Frauenbild, das auch den beiden Mitarbeitern ein Dorn im Auge ist. Doch immerhin verspricht Lisa Hahn: „Bald bekommen wir unsere erste schwarze Puppe. Dann werden wir endlich etwas diverser.“
Dieser Artikel ist Teil 3 einer Serie. Weitere Artikel zum Thema findest du hier: