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Uber Platz in Berlin: Auch nach der Umbenennung die pure Dystopie

Seit Ende März heißt der Mercedes-Platz in Berlin nun Uber Platz. Schriftzüge wurden ausgetauscht, doch die Grundstimmung bleibt.

Uber Platz in Berlin
u00a9 IMAGO/Ralf Pollack

Das ist der Berliner Stadtteil Friedrichshain

Friedrichshain ist ein lebendiger Stadtteil im Zentrum von Berlin. Diese Orte im angesagten Berliner Bezirk solltest du kennen.

Ende März wurde der Mercedes-Platz im Berliner Stadtteil Friedrichshain umbenannt. Der Fahrdienstvermittler Uber hatte die Namenrechte für die beiden großen Veranstaltungshallen und somit auch für den Platz übernommen.

Überall wurden neue Schilder und Schriftzüge angebracht. Neue Services wurden angekündigt und Taxiunternehmer protestierten. Doch eine Sache konnte die Umbenennung nicht ändern – der Uber Platz ist auch mit neuem Namen einer der gruseligsten und dystopischsten Orte Berlins.

Uber Platz in Berlin: Spaß-Ort ohne Spaß

Eigentlich ist der Uber Platz in Berlin ein Ort, der auf Spaß ausgelegt ist. Denn genau dafür wurde er geschaffen. Neben der Uber Arena und der Uber Eats Music Hall befinden sich hier ein Kino, eine Bowling-Bahn, verschiedene Angebote aus der Systemgastronomie, viele Bildschirme und ein Wasserspiel, das unweigerlich an amerikanische Amüsier-Boulevards erinnert.

Doch eine wirklich gute Stimmung kommt auf diesem Platz so gut wie nie auf. Tagsüber herrscht hier gähnende Leere. Nur die Mitarbeiter von Zalando, das seinen Campus rund um den Uber Platz errichtet hat, und von Universal, das in einem zuletzt leerstehenden Bürogebäude seine zwischenzeitliche Heimat gefunden hat, tummeln sich hier in der Mittagspause.

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Belebt wird der Platz erst am Abend, in den zwei Stunden bevor in der Uber-Arena die großen Veranstaltungen beginnen. Dann platzen alle Restaurants aus allen Nähten. Konzert-Besucher eilen gestresst über den Uber Platz in der Hoffnung doch noch irgendwo einen freien Tisch zu ergattern. Kino-Gänger hetzen in die Vorstellung – und dann wird es wieder ganz ruhig.

Uber Platz zieht weder Berliner noch Touristen an

Denn der Uber Platz an sich ist auch mit neuem Namen kein Platz, an dem Berliner sich aufhalten – und auch kein Platz, der Touristen anzieht. Schließlich bietet diese kalte Betonwüste zwischen Konzerthalle und Kino nichts besonderes. Sie ist eine Kopie amerikanischer Veranstaltungs-Boulevards, wie es sie in verschiedenen Größen bereits in zahlreichen deutschen und europäischen Städten gibt. Wer zwischen seelenlosen Betonriesen im Tex-Mex-Imbiss sitzen will, muss nicht nach Berlin reisen. Bielefeld oder Nürnberg reichen vollkommen.

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Ein bisschen Leben kehrt dann zurück, wenn die Konzert-Besucher aus der Uber-Arena strömen – und dann noch einmal ganz kurz, wenn die späte Vorstellung im Kino endet. Und wenn es dann den richtigen Film gegeben hat, dann schafft es der Uber-Platz doch noch einmal für die richtige Stimmung zu sorgen. Denn wer aus einem dystopischen Sci-Fi-Film kommt, bekommt sein Kino-Erlebnis gratis verlängert.


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Der Uber Platz wirkt so künstlich, so von der Realität entkoppelt, dass man ihn sich perfekt als Kulisse für eine Dystopie vorstellen kann. Egal, was in der echten Welt schlimmes passieren würde, hier würde alles immer so weitergehen. Nur von den Bildschirmen würden vielleicht keine Konzertankündigungen oder Bierwerbungen mehr flackern, sondern die Reden potenzieller Despoten. So wäre es jedenfalls im Sci-Fi-Film.