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Waldbühne in Berlin: Gruselige Vergangenheit – SIE hatten bei der Bühne ihre Finger im Spiel

Im Sommer zieht die Waldbühne in Berlin rund eine halbe Million Besucher an. Die wenigsten kennen die Geschichte der Bühne.

© IMAGO/Sabine Gudath

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Für viele Berlinerinnen und Berliner gehört ein Besuch in der Waldbühne einfach zum Sommer dazu. Denn hier finden während der warmen Jahreszeit zahlreiche Konzerte statt – und dabei wird kein Genre ausgespart. Im Sommer 2024 spielten hier schon Peter Maffay und Clueso. Auch Roland Kaiser und Paul Kalkbrenner sollen noch auftreten.

Jedes Jahr besuchen rund eine halbe Million Menschen die Waldbühne in Berlin, genießen die Musik und den Ausblick auf den Schanzenwald und den darüberliegenden Himmel. Doch nur die wenigsten dürften dabei präsent haben, welche Geschichte eigentlich hinter Berlins größter Freilichtbühne steckt.

Waldbühne in Berlin: Nazi-Vergangenheit

Wer sich ein bisschen die Architektur der Berliner Waldbühne anschaut, dürfte eine Ahnung bekommen, aus welcher Zeit die Freilichtbühne stammt. Die massiven Steinformationen erinnern an zahlreiche Nazi-Bauten – und auch die Waldbühne ist ein solcher.

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Unmittelbar nach der Machtübernahme hatte Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels den Bau einer Freilichtbühne gefordert, wenig später hatte Adolf Hitler den Bau einer Bühne für 100.000 Zuschauer gefordert. Daraus wurde allerdings – zumindest in dieser Größe – nichts. Heute fasst die Waldbühne rund 22.000 Besucher.

Gebaut wurde dann tatsächlich im Zuge der Baumaßnahmen für die Olympischen Spiele 1936. Orientiert wurde sich für den Bau am Idealtypus des griechischen Theaters, sie sollte aber auch als Thingplatz dienen, auf denen Thingspiele abgehalten werden sollten. Diese waren Teil der Nazi-Propaganda, um das Konzept der „Volksgemeinschaft“ zu stärken – und andere damit auszuschließen.



Für den Bau zeichnete der Architekt Werner March verantwortlich, der auch das Olympiastadion baute. Entsprechend wurde die Waldbühne auch im Zuge der Olympischen-Spiele 1936 eröffnet. Damals unter dem Namen „Dietrich-Eckart-Bühne“. Dietrich Eckart war ein antisemitischer und nationalsozialistischer Schriftsteller.

Nazis zeigen Thingspiel in der Waldbühne

Während der Olympischen Spiele von 1936 fanden die Turnwettkämpfe und das Rahmenprogramm in der Waldbühne statt. Zudem wurde auch das Thingspiel „Frankenburger Würfelspiel“ des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller hier aufgeführt.

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Nach der Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg wurde die Waldbühne zunächst als Freilichtkino genutzt – unter anderem als Spielort der Berlinale. Später wurden hier auch Boxkämpfe ausgetragen, ehe in den 1960er Jahren die Kriegsschäden beseitigt wurden und die Waldbühne immer mehr zur Konzert-Location wurden. 1965 spielten hier auch die Rolling Stones. Ihre Fans zerlegten aufgrund der kurzen Konzertdauer Sitzbänke und lieferten sich Schlägereien mit der Polizei. Es dauerte sieben Jahre bis die Bühne wieder instand gesetzt wurde.


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In den 1980er Jahren bekam die Waldbühne ihre heutige Erscheinung mit dem charakteristischen Zeltdach. Seither finden hier jedes Jahr zahlreiche Konzerte statt. Die gruselige Vergangenheit spielt in aller Regel keine Rolle.