Die Bilder vom Terrorangriff am Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 haben sich bei den meisten wahrscheinlich bis heute in den Kopf gebrannt. Ein Islamist fuhr damals mit einem Lkw in den Markt. 13 Menschen starben, Dutzende wurden teilweise schwer verletzt. Das hat das Sicherheitsgefühl auf den Weihnachtsmärkten in Berlin nachhaltig beeinflusst.
Zwar gibt es seither erhöhte Sicherheitsmaßnahmen, doch Experten sehen schwarz. Ein Weihnachtsmarkt gilt als besonders unsicher.
Ein Weihnachtsmarkt in Berlin ist extrem unsicher
Es gibt über 60 Weihnachtsmärkte in Berlin. Die einen kleiner, die anderen größer – doch eines haben sie alle gemeinsam: Am Abend sind sie voller Menschen. Und deshalb gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs und des Konflikts in Nahost ein mögliches Angriffsziel für Terroristen.
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Zwar habe man aus dem Angriff vor acht Jahren gelernt, doch leider nicht genug, erklärt Francis Seijas gegenüber der „Berliner Zeitung“. „80 Prozent aller Weihnachtsmärkte in Deutschland sind nicht sicher.“ Seijas ist Experte für Zufahrtsschutz in der Schweiz, betreut aber auch Projekte in Deutschland. Mit Zufahrtsschutz sind zum Beispiel Betonbarrieren gemeint, die die Angriffe durch Fahrzeuge bei dieser Art Veranstaltungen verhindern sollen. Die Sicherheitsmaßnahmen hierzulande bezeichnet er als „Wischiwaschi“.
Betonbarriere könnte zur „Kanonenkugel“ werden
Denn die Systeme, die verwendet werden, werden oft falsch eingesetzt. Die Folge: Mobile Sperren, die vielerorts benutzt werden, könnten sich 25 bis 50 Meter verschieben, wenn ein Lkw in sie hineinfährt. Sie könnten dann zu „gefährlichen Geschossen“ werden. „Ist im Falle eines Anschlags nicht genug Sicherheitsabstand da, können sie den Markt vergessen“, erklärt Seijas dem Blatt. Andere Barrieren entfalten ihre Wirkung dagegen erst, wenn sie miteinander verbunden sind oder mehrere hintereinander stehen.
Dem stimmt auch ein Uno-Sicherheitsexperte zu, der anonym bleiben möchte. Den Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz nennt er in diesem Zusammenhang ein Negativbeispiel. Dort gibt es vor allem einzeln stehende Betonleitschienen. Das Problem dabei: Zu dem Weihnachtsmarkt in Berlin führen mehrere, schnurgerade Straßen, die so lang sind, dass Lkws Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreichen können. Nutzt ein Terrorist diese Sicherheitslücke und fährt in die Barrieren, würden diese „wie eine Kanonenkugel über den Platz“ knallen.
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Der Betreiber des Weihnachtsmarkts am Potsdamer Platz, Arnold Bergmann, sieht die Sicherheit unterdes nicht als gefährdet und verweist auf die Anzahl der Betonklötze: Etwa 100 seien dort aufgestellt worden. „Andere Elemente, wie etwa die vergitterten Truck-Blocks, sind deutlich komplizierter einzusetzen. Auch haben wir den ganzen Platz umzäunt.“
Für den Uno-Sicherheitsexperten ist die Empfehlung aber klar. „Unter dem Aspekt der Terrorabwehr kann ich den Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz nicht empfehlen. Wenn ich mit meiner Familie auf einen Weihnachtsmarkt gehe, dann nicht auf diesen.“