Monatelang fieberten Panda-Experten aus dem Zoo Berlin und aus der chinesischen Forschungsstation Chengdu darauf hin: die Geburt der beiden Panda-Mädchen. Es war ein Kraftakt, denn eine Panda-Schwangerschaft ist mehr als selten. Umso größer war dann die Freude, als Meng Meng im August zum zweiten Mal Mutter wurde.
Seither verzaubern die Zwillinge alle Besucher in dem Tierpark – doch das ist gar nicht mal so unproblematisch.
Zoo Berlin: Pandas haben einen Auftrag
Pandas sind tollpatschig und erinnern mehr an Fantasiewesen als an echte Bären. Mit ihren großen Kulleraugen und der schwarz-weißen Färbung wickeln sie jeden um den Finger, der sie einmal live zu Gesicht bekommt. Denn Pandas sind selten. In Deutschland gibt es sie zum Beispiel nur im Zoo Berlin, in anderen Ländern sieht es ähnlich aus.
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Der Grund dahinter: alle Panda-Bären weltweit gehören China – und werden von dem Land in Ostasien nur an wichtige Partner verliehen.
Leihgabe ist eiskaltes Kalkül
Während Besucher in ihnen süße kleine Wonneproppen sehen, steckt hinter ihnen eiskaltes Kalkül. „Pandas sind ein Indikator für die Bedeutung, die China einer internationalen Partnerschaft zuschreibt“, erklärt Claus Soong, Politikwissenschaftler im Mercator Institute for China Studies, gegenüber „ntv“. Deutschland sei als wichtiger Staat in der EU ein strategischer Partner für China, „auch deshalb schickt China Pandas nach Berlin.“
Erstmals wurde dem Zoo Berlin 1980 die Ehre zuteil – acht Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehung zu China. 2012 starb der letzte Panda. Erst 2015 – bei einem Staatsbesuch von Angela Merkel in Peking – wurde ein neuer Vertrag ausgehandelt. Für China und Deutschland eine Win-Win-Situation. Denn „viele Menschen lieben Pandas, weil sie zu den niedlichen Bären eine Beziehung aufbauen können“, so Soong.
„Sie sind Haustiere für die Öffentlichkeit“ und haben damit höchstwahrscheinlich einen direkten Einfluss auf die Einnahmen des Zoos. Zwar gibt die Berliner Einrichtung keine genauen Besucherzahlen heraus, doch im schottischen Edinburgh sind diese in die Höhe geschossen, nachdem dort 2011 Pandas als Leihgabe einzogen. Ein deutliches Plus in der Kasse war die Folge. Ein Plus, das sicherlich auch die Leihgebühren gut finanzieren kann, die die Zoos für die Besucherlieblinge zahlen müssen – in Berlin sind das pro Jahr rund 920.000 Euro. Diese „Kompensationssumme“ soll in Artenschutz, Zucht und Forschung fließen.
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Doch nicht nur dadurch bieten sich Vorteile für das asiatische Land. Soong: „Die Bären machen Menschen glücklich.“ Und weil viele Besucher die flauschigen Tiere mit China verbinden, verbessert sich so der Ruf des Staates im Ausland. Menschenrechtsverstöße oder das Unterdrücken von Meinungs- oder Pressefreiheit rücken so schnell mal in den Hinterkopf.
Und der Plan geht auf. Gegenüber „ntv“ erklärt zum Beispiel eine Besucherin: „Die Pandas sind ausgeliehen worden und gehören dem Staat China. Es ist schon grenzwertig, aber vielleicht kann man das in diesen Zeiten auch als Zeichen des Friedens sehen.“ Bleibt nur offen, wie lange die Pandas noch im Zoo Berlin bleiben dürfen.